Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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Diesem zusammenfassenden Berichte lassen wir Einzel- 
ausführungen verschiedener sächsihcher Feldgeisilicher folgen. 
Mein letztes Wort aber sei ein Treugruß an alle Trup- 
penteile, an die Kommandeure, die Offiziere, die Unter- 
offiziere und alle Mannschaften der Feldgemeinde, in erster 
Reihe an die Herren Divisionskommandeure, die den Dienst 
des Feldamtes in hervorragendem Maße gefördert haben. 
Die biblische Mahnung begleite uns durchs Leben: Hüte 
dich nur und wahre deine Seele wohl, daß du nicht ver- 
gessest alles, was deine Augen gesehen haben, und du sollst 
deinen Kindern und Kindeskindern kundtun die Stunde 
— und die Wochen und Monate und Jahre — da du vor 
dem Herrn, deinem Gott standest. Gott segne Deutschland! 
Wie Sachsenfriedhöfe in Feindesland 
entstanden sind 
Von Militäroberpfarrer O. K. R. Neumeister, Div.-Pfarrer der 23.J.-D 
Bei Beginn des Stellungskriegs der 23. Dioision an der 
Aisne wurden die gefallenen Kameraden dort begraben, 
wo sie fielen. Ein Zurückbringen war oft unmöglich. All- 
mählich entstanden im 
schloß. Durch Aufschüttungen und Terrassierungen wurde 
Abwechslung in das Einerlei gebracht und Gräbergruppen 
gebildet. Hier wurden die Gräber beetförmig unter einer 
Efeudecke vereinigt; die Steine und Kreuze ragten aus dem 
Efeu heraus; die nächste Gruppe bestand aus einer von 
ernsten Lebensbäumen und Sträuchern umhegten Abtei- 
lung; von dort trat man ein paar Stufen tiefer in eine 
entzückende Rosenanlage, auf allen Gräbern Rosen, Hecken- 
rosen, Rankrosen Monatsrosen; zwei einander gegenüber- 
liegende Abteilungen Gräber waren je um einen mächtigen 
Steinblock gruppiert, auf dem Schwert und Palme lagen; 
alle Grabsteine waren in diesen Abteilungen einheitlich be- 
handelt, während sonst Steine und Kreuze in mannig- 
fachen Formen wechselten. Diese wurden zumeist in künst- 
lerischer Form in der Friedhofswerkstatt (Tischlerei und 
Bildhauerei) des Ortskommandos hergestellt, soweit sie nicht 
von den Truppenteilen geliefert wurden. Am Ende des 
Hauptgangs entstand eine Aufschüttung, die ein vom Ar- 
mierungosoldaten Nummrich entworfenes eigenartiges wuch- 
tiges Heldenmal tragen sollte, ein oben offenes Rund von 
Pfeilern aus Rohquadern, die durch Bogen verbunden wa- 
ren; in ihrer Mitte 
  
Wald an der Rheimser 
Straße und am Dorf- 
rand von La-ville= aux- 
bois Waldfriedhöfe der 
Kaisergrenadiere und 
der Schützen, unter 
rauschenden Bäumen 
malerisch gelegen, die 
Gräber von Kame- 
radenhand hergerichtet 
und sinnig, wenn auch 
nicht immer nach künst- 
lerischen Grundsätzen 
geschmückt. In der 
Abenddämmerung, wo 
der Feind erfahrungs- 
gemäß etwas Ruhe 
hielt, wurden die tags- 
über gefallenen Kame- 
raden in ihren Zelt- 
planen in die Erde ge- 
bettet. Es war den Gre- 
nadieren und Schützen 
ein vertrauter Gedanke, ihre Toten unmittelbar hinter 
der Kampflinie begraben zu können, nahe der Stelle, 
wo sie gefallen waren. ODie Leibgrenadiere konnten das 
nicht, da die „Cholerastellung“ frei vor der feindlichen 
Sicht lag. Sie brachten bald ihre Toten nach Guigni- 
court und begruben sie in einem Garten hinter dem soge- 
nannten Café gegenüber der Kirche im Schutz von Bäu- 
men und Sträuchern. Es war ein lauschiger, stimmungs- 
voller Patz. Aber der Friedhof erwies sich zu klein und 
war nicht erweiterungsfähig. Da entschloß sich das Negi- 
ment, am Dorfrand auf einem Acker einen neuen Fried- 
hof anzulegen. Er wuchs und wuchs, ein riesiges Totenfeld, 
auf dem auch die 177er, die 12 er und 438er Artillerie, 
die 12 er Moniere und die 23er Minenwerfer mit beerdig- 
ten. Die Gefahr mußte vermieden werden, daß ein kahles 
Leichenfeld entstand. Da schuf der Ortskommandant, Leut- 
nant Schultze, der leider im September 1916 an der Somme 
fiel, mit Hilfe eines Gartenarchitekten, des Einjährigen 
Kretzschmar, und beraten von dem Armierungssoldaten 
Rummrich, einem Dresdener Architekten, der als Sachver- 
ständiger für Friedhofsbauten beim Generalkommando XII 
sich befand, einen grosßzzügig angelegten, reizvoll gestalteten 
und sinnig bepflanzten Friedhof, den er mit einer Mauer 
nach der Straße, mit einer Hecke nach dem Feld hin ab- 
  
Friedhof von Amifontaine 
sollten ein paar Blau- 
kiefern ihre #dunklen 
Kronen nölben. 
Der Friedhof war 
fast fertig, als die 
Leibgrenadiere in die 
Sommeschlacht rückten. 
Wie mag er durch die 
Kämpfe im Frühjahr 
1917 und 1918 mitge- 
nommen worden sein? 
Wie mag er jetzt aus- 
schauen? 
Die Kaisergrena= 
diere hatten bei Ami- 
fontaine einen stim- 
mungsvollen Soldaten- 
friedhof. Dicht am West- 
ausgang des Ortes lag 
eine Wiese am Rand 
eines Quellbachs der 
Miette. Am Bach um- 
hegten sie hohe Pap- 
peln, im Hintergrund erhob sich dichtes Buschwerk, rechto 
stieg ein reich bewachsener Hang an. Am Ausgang nach der 
Straße standen mächtige Fichten als dunkle Torwächter. Dort 
hatte das Feldlazarett 2 des XII. Armeekorps seit September 
1914 seine Verstorbenen beerdigt. Mehrere Monate hindurch 
wurden auf der Wiese auch die Ortsgotteodienste gehalten, 
solange die Kirche vom Feldlazarett belegt war. Nach dessen 
Weggang zog die Sanitätskompagnie 30 in Amifontaine 
ein; sie begrub die auf dem Hauptverbandoplatz Verstor- 
benen auf jener Wiese; später erwählte sich das Kaiser- 
grenadierregiment den Friedhof als Begräbnisstätte für seine 
Gefallenen. Im Frühjahr lols zeigte es sich, daß der sonst 
so weihevoll anmutende Begräbnieplatz insofern ungeeignet 
war, als er einen hohen Grundwasserstand hatte, ja einige 
Wochen ganz unter Wasser lag. Da nahm Leutnant Schmidt 
von der Sanitätskompagnie 30 eine gründliche Umwand- 
lung vor; er ließ die Sohle des Friedhofs durch Erdauf- 
schüttung einen Meter erhöhen, legte an dem Hang ge- 
mauerte Terrassen an und schloß den Friedhof in der Rich- 
tung nach der Straße durch eine geschmackvolle Schranke 
aus Birkenstämmen ab. Später wurde rechts vom Friedhof 
eine Leichenhalle in Form einer Kapelle mit Türmchen er- 
richtet, die mit ihren dunkelgebeizten Holzwänden sich gut 
in die Umgebung einfügte. Ein Unteroffizier der Sanitäts-
	        
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