Immerhin darf sich der Jugendbund sagen, daß er rund
4000 Leute auf den Heeresdienst vorbereitet und damit
dem Vaterlande und den Jungmannen einen großen Dienst
erwiesen hat. Das letztere ist durch zahlreiche Dankschreiben
von ehemaligen Kameraden aus dem Felde bestätigt worden.
Die Wettkämpfe im Wehrturnen
Schon die Richtlinien hatten zur Steigerung des Eifers
Wettkämpfe empfohlen. Im Frühling 1916 trat dann
das Kriegsministerium gemeinsam mit Preußen und an-
deren Bundeöstaaten selbst mit der Ausschreibung von
„Wettkämpfen im Wehrturnen“ hervor. Die Ubungen und
ihre Zusammenstellung, sowie die genauen Vorschriften,
zeigten noch ein Suchen nach dem Besten und den Wunsch
nach einer ganz gleichmäßigen Durchführung, wie sie beim
Militär möglich ist. Schon der Man für 1917 brachte
wesentliche Verbesserungen und manche Zugeständnisse an
die Verhältnisse. In
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Da Sachsen bis dahin für die Jugendpflege keine be-
stimmten Bezirke hatte, wie Preußen, mußte für die Durch-
führung der Wettkämpfe eine Einteilung eingeführt wer-
den. Man gliederte nach Amtshauptmannschaften. Jede
derselben hatte einen Bezirksleiter zu ernennen und dem
Ministerium anzuzeigen. Die Zusammenstellung dieser Be-
zirksleiter, die in der Zeitung des Sächsischen Turnkreises
erschienen ist, ergab, daß von den 35 ernannten Bezirks-
leitern 28 der Deutschen Turnerschaft angehören. Damit
ist die erfreuliche Gewißheit gegeben, daß sich das Wehr-
turnen an die seitherige Arbeit der Turnvereine eng an-
schließt. Dem Stande nach sind unter diesen Bezirks-
leitern: 15 Lehrer höherer Schule, 9 Direktoren oder Leh-
rer der Volksschule, s Beamte, 3 Fabrikbesitzer, 1 Kauf-
mann, 1 Künstler, 1 Handwerker.
Diese Bezirksleiter aus der Turnerschaft waren im Mai
1917 von der Leitung des Sächsischen Turnkreises nach
Chemnitz zusammengerufen und berieten über die Ergeb-
nmisse und die weitere
gleicher Weise ist die
Ausschreibung für 1918
fortgeschritten.
Besonders nach drei
Beziehungen istdie Aus-
schreibung sehr glücklich
zusammengestellt. Sie
bietet zum Teil zwar
anstrengende UÜbungen,
abersieverlangtnur An-
strengungen von kurzer
Dauer. Es soll kein Aus-
pumpen, keine Erschöp-
fung eintreten. Neben
einer Reihe von Pflicht-
übungen sind Wahl-
übungen angesetzt:
Schnellauf, Hochsprin-
gen, Zielwurf, Stab-
springen, Reckturnen,
Barrenturnen. Aus dieser Reihe hat jeder Wettkämpfer
eine Ubung zu wählen. So bommt auch seine Neigung
und sein besonderes Können zur Geltung. In den Sechs-
kampf sind Hindernislauf, Weitsprung, Weitwurf und
Klimmziehen, aber auch Entfernungsschätzen und Melde-
übung. Eine solche Verbindung reiner Leibesübungen mit
Sinnesübungen zu einem Wettkampf ist jedenfalls gänz-
lich neu, aber gut, weil dadurch die so nötige Sinnes-
ausbildung gewährleistet wird.
Ein glücklicher Griff ist auch die Wahl des Namens.
Seither wurden die Bezeichnungen: Militärische Vorberei-
tung der Jugend, Jugendwehr, Heeresdienstvorbereitung,
Rekrutenvorschule, Wehrübung und viele andere verwendet
und keine konnte sich zum allgemeinen Gebrauch durchringen.
Aus dieser Reihe wählte jetzt die Regierung das Wort:
Wehrturnen. Das ist kurz, verständlich, und knüpft das
Neue an das Alte, bistorisch Gewordene an. Ist dieses
Neue doch nichts anderes als die Bestrebung Jahns, die er
bekanntlich „Turnen“ nannte.
Die Wettkämpfe erstrecken sich ferner auf die beliebtesten
Parteispiele: Schlagball, Barlauf, Faust= und Fußball,
Eilbotenlauf, die als Gruppenwettkämpfe bezeichnet sind.
Allmählich trat in die Erscheinung, welch große För-
derung durch diese gleichartigen Wettkämpfe den Leibes-
übungen in ganz Deutschland zuteil wurde. Als ich bei
einer Reise in Spielplatzangelegenheiten in Braunschweig,
Hamburg, Charlottenburg genau dieselbe Hindernisbahn
sah, die auch wir haben, da sagte ich mir mit Freuden:
Endlich etwas Gemeinsames, Feststehendes für die Leibes-
übung durch das ganze Reich!
Ausgestaltung der Wett-
kämpfe. Man begrüßte
dabei die ganze Unter-
nehmung als außer-
ordentliche Förderung
der Leibesübungen und
als gutes Mittel zur
Stärkung unserer Wehr-
5kraft. «
Den Siegern im
Wehrturnen verlieh das
Kriegsministerium Ur-
kunden, die dem Jung-
mann für später eine Er-
innerung bilden wer-
den. Wir bringen die
Entwürfe der Jahre
1916und1917 imBilde.
Vaterländische Fesispiele in Dresden
(Handgranatenwerfer)
Die Durchführung der Wettkämpfe in Leipzig und
Dresden
Den günstigsten Boden für ihre Durchführung fanden
die neuen ministeriellen Wettkämpfe in Leipzig. Dort be-
stand schon seit langem eine feste einheitliche städtische
Turninspektion, deren Wirkungsgebiet sich auf Turnen,
Spiel und Sport, auf Schule und Verein erstreckte. Der
Seminaroberlehrer Fritz Groh war in dieses Amt berufen
und zum Direktor des städtischen Turnwesens befördert
worden. Er nahm als Bezirksleiter für Stadt und Amts-
hauptmannschaft Leipzig die Sache in Angriff. 13 Kampf-
gerichte wurden zusammengestellt, 4 vorbereitende Gesamt-
sitzungen waren nötig. Am 10. September 1916 wurden
von früh 8 bis nachmittags 3 Uhr die Einzelkämpfe aus-
getragen und berechnet, 46 Kampfrichter waren tätig.
Am 17. September fanden die Spiele statt, am 24. der
Dreikampf. An diesem Tage wurde von 9 bis 12 und von
3 bi 7 geturnt, und noch bis ½0 Uhr an der Berechnung
der Ergebnisse gearbeitet. 60 Kampfrichter und 12 Riegen-
führer waren tätig. Die Hauptzahl der *41 Sieger stell-
ten die Turnvereine, nämlich 232 Mann. Die höheren
Schulen waren mit 150, die Sportvereine mit 46 ver-
treten.
1917 begann das Turnen am 1. Juli. Nachdem schon
einige Riegen in die Avbeit eingetreten waren, zwang ein
heftiger Regen zur Verschiebung auf den 8. Juli. Von
den 778 Anmeldungen kamen diesmal 333 auf die
Sportvereine, 240 auf die Turnvereine und 205 auf
die Schulen.