Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

Immerhin darf sich der Jugendbund sagen, daß er rund 
4000 Leute auf den Heeresdienst vorbereitet und damit 
dem Vaterlande und den Jungmannen einen großen Dienst 
erwiesen hat. Das letztere ist durch zahlreiche Dankschreiben 
von ehemaligen Kameraden aus dem Felde bestätigt worden. 
Die Wettkämpfe im Wehrturnen 
Schon die Richtlinien hatten zur Steigerung des Eifers 
Wettkämpfe empfohlen. Im Frühling 1916 trat dann 
das Kriegsministerium gemeinsam mit Preußen und an- 
deren Bundeöstaaten selbst mit der Ausschreibung von 
„Wettkämpfen im Wehrturnen“ hervor. Die Ubungen und 
ihre Zusammenstellung, sowie die genauen Vorschriften, 
zeigten noch ein Suchen nach dem Besten und den Wunsch 
nach einer ganz gleichmäßigen Durchführung, wie sie beim 
Militär möglich ist. Schon der Man für 1917 brachte 
wesentliche Verbesserungen und manche Zugeständnisse an 
die Verhältnisse. In 
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Da Sachsen bis dahin für die Jugendpflege keine be- 
stimmten Bezirke hatte, wie Preußen, mußte für die Durch- 
führung der Wettkämpfe eine Einteilung eingeführt wer- 
den. Man gliederte nach Amtshauptmannschaften. Jede 
derselben hatte einen Bezirksleiter zu ernennen und dem 
Ministerium anzuzeigen. Die Zusammenstellung dieser Be- 
zirksleiter, die in der Zeitung des Sächsischen Turnkreises 
erschienen ist, ergab, daß von den 35 ernannten Bezirks- 
leitern 28 der Deutschen Turnerschaft angehören. Damit 
ist die erfreuliche Gewißheit gegeben, daß sich das Wehr- 
turnen an die seitherige Arbeit der Turnvereine eng an- 
schließt. Dem Stande nach sind unter diesen Bezirks- 
leitern: 15 Lehrer höherer Schule, 9 Direktoren oder Leh- 
rer der Volksschule, s Beamte, 3 Fabrikbesitzer, 1 Kauf- 
mann, 1 Künstler, 1 Handwerker. 
Diese Bezirksleiter aus der Turnerschaft waren im Mai 
1917 von der Leitung des Sächsischen Turnkreises nach 
Chemnitz zusammengerufen und berieten über die Ergeb- 
nmisse und die weitere 
  
  
gleicher Weise ist die 
Ausschreibung für 1918 
fortgeschritten. 
Besonders nach drei 
Beziehungen istdie Aus- 
schreibung sehr glücklich 
zusammengestellt. Sie 
bietet zum Teil zwar 
anstrengende UÜbungen, 
abersieverlangtnur An- 
strengungen von kurzer 
Dauer. Es soll kein Aus- 
pumpen, keine Erschöp- 
fung eintreten. Neben 
einer Reihe von Pflicht- 
übungen sind Wahl- 
übungen angesetzt: 
Schnellauf, Hochsprin- 
gen, Zielwurf, Stab- 
springen, Reckturnen, 
Barrenturnen. Aus dieser Reihe hat jeder Wettkämpfer 
eine Ubung zu wählen. So bommt auch seine Neigung 
und sein besonderes Können zur Geltung. In den Sechs- 
kampf sind Hindernislauf, Weitsprung, Weitwurf und 
Klimmziehen, aber auch Entfernungsschätzen und Melde- 
übung. Eine solche Verbindung reiner Leibesübungen mit 
Sinnesübungen zu einem Wettkampf ist jedenfalls gänz- 
lich neu, aber gut, weil dadurch die so nötige Sinnes- 
ausbildung gewährleistet wird. 
Ein glücklicher Griff ist auch die Wahl des Namens. 
Seither wurden die Bezeichnungen: Militärische Vorberei- 
tung der Jugend, Jugendwehr, Heeresdienstvorbereitung, 
Rekrutenvorschule, Wehrübung und viele andere verwendet 
und keine konnte sich zum allgemeinen Gebrauch durchringen. 
Aus dieser Reihe wählte jetzt die Regierung das Wort: 
Wehrturnen. Das ist kurz, verständlich, und knüpft das 
Neue an das Alte, bistorisch Gewordene an. Ist dieses 
Neue doch nichts anderes als die Bestrebung Jahns, die er 
bekanntlich „Turnen“ nannte. 
Die Wettkämpfe erstrecken sich ferner auf die beliebtesten 
Parteispiele: Schlagball, Barlauf, Faust= und Fußball, 
Eilbotenlauf, die als Gruppenwettkämpfe bezeichnet sind. 
Allmählich trat in die Erscheinung, welch große För- 
derung durch diese gleichartigen Wettkämpfe den Leibes- 
übungen in ganz Deutschland zuteil wurde. Als ich bei 
einer Reise in Spielplatzangelegenheiten in Braunschweig, 
Hamburg, Charlottenburg genau dieselbe Hindernisbahn 
sah, die auch wir haben, da sagte ich mir mit Freuden: 
Endlich etwas Gemeinsames, Feststehendes für die Leibes- 
übung durch das ganze Reich! 
  
Ausgestaltung der Wett- 
kämpfe. Man begrüßte 
dabei die ganze Unter- 
nehmung als außer- 
ordentliche Förderung 
der Leibesübungen und 
als gutes Mittel zur 
Stärkung unserer Wehr- 
5kraft. « 
Den Siegern im 
Wehrturnen verlieh das 
Kriegsministerium Ur- 
kunden, die dem Jung- 
mann für später eine Er- 
innerung bilden wer- 
den. Wir bringen die 
Entwürfe der Jahre 
1916und1917 imBilde. 
Vaterländische Fesispiele in Dresden 
(Handgranatenwerfer) 
Die Durchführung der Wettkämpfe in Leipzig und 
Dresden 
Den günstigsten Boden für ihre Durchführung fanden 
die neuen ministeriellen Wettkämpfe in Leipzig. Dort be- 
stand schon seit langem eine feste einheitliche städtische 
Turninspektion, deren Wirkungsgebiet sich auf Turnen, 
Spiel und Sport, auf Schule und Verein erstreckte. Der 
Seminaroberlehrer Fritz Groh war in dieses Amt berufen 
und zum Direktor des städtischen Turnwesens befördert 
worden. Er nahm als Bezirksleiter für Stadt und Amts- 
hauptmannschaft Leipzig die Sache in Angriff. 13 Kampf- 
gerichte wurden zusammengestellt, 4 vorbereitende Gesamt- 
sitzungen waren nötig. Am 10. September 1916 wurden 
von früh 8 bis nachmittags 3 Uhr die Einzelkämpfe aus- 
getragen und berechnet, 46 Kampfrichter waren tätig. 
Am 17. September fanden die Spiele statt, am 24. der 
Dreikampf. An diesem Tage wurde von 9 bis 12 und von 
3 bi 7 geturnt, und noch bis ½0 Uhr an der Berechnung 
der Ergebnisse gearbeitet. 60 Kampfrichter und 12 Riegen- 
führer waren tätig. Die Hauptzahl der *41 Sieger stell- 
ten die Turnvereine, nämlich 232 Mann. Die höheren 
Schulen waren mit 150, die Sportvereine mit 46 ver- 
treten. 
1917 begann das Turnen am 1. Juli. Nachdem schon 
einige Riegen in die Avbeit eingetreten waren, zwang ein 
heftiger Regen zur Verschiebung auf den 8. Juli. Von 
den 778 Anmeldungen kamen diesmal 333 auf die 
Sportvereine, 240 auf die Turnvereine und 205 auf 
die Schulen.
	        
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