jungen Wanderer besser gewöhnt als ihre Kameraden.
Inmmer sind sie früh heraus nach kurzem Schlaf zur Wan-
derung, die oft bis in die sinkende Nacht währte. Hilze
und Durst, Kälte und Nässe haben sie getragen und dadurch
Körper und Geist widerstandsfähig gemacht. Mit einfacher
Nahrung haben sie fürlieb genommen, manches Mal haben
sie auch gehungert. Die Nacht haben sie oft auf hartem
Lager oder im Heu und Stroh verbracht. Vor allem waren
sie an tüchtige Märsche gewöhnt, wußten Körper und
Füße auf und nach dem Marsche richtig zu pflegen,
wußten, was ihnen dienlich und schädlich war. Sie waren
die Last des Gepäcks gewöhnt. So ist das Wandern nach
allen diesen Beziehungen eine treffliche Wehrvorbereitung.
Die jungen Soldaten aus den Wandervereinen wußten
sich nach Karte und Kompaß zurechtzufinden. Ihr Orts-
sinn war ausgebildet. Das Leben in der Natur hatte
Augen und Ohren geschärft. Sie verstanden sich selbst
eine Mahlzeit herzurichten, ein Feuer anzumachen, ein
Nachtlager herzurichten und sonst auch mit dürftigen Hilfs-
mitteln auszukommen.
Und endlich: Oft hatten sie den schmalen Bissen mit
dem Wandergenossen geteilt, oft ihm das schwere Gepäck
tragen helfen. Die Selbsisucht war beherrscht vom Geiste
der Kameradschaft.
Dennoch erlangte die Wanderung während der Kriegs-
zeit nicht die Bedeutung, die ihr als Wehrvorbereitung zu-
kommt und die sie im künftigen Frieden wiedergewinnen
muß. Die Schwierigkeiten und Widerstände wurden immer
größer und zuletzt unüberwindlich. Zunächst wurde die
knappe Zeit, die unserer Jugend neben Schule und Beruf
zur Verfügung steht, von den eigentlichen Wehrübungen
in Anspruch genommen. Dann traten die Ernährungs-
schwierigkeiten ein. Das zugeteilte Brot reichte für die
Wanderung nicht aus. Die mitgenommenen Gemüse und
Kartoffeln konnten nicht mehr gewärmt werden. Der
Staat hatte die Aluminiumkocher und Feldflaschen mit
Beschlag belegt und eingezogen. Ein Gesuch der Aus-
kunftastelle für Jugendwandern, das dahin ging, diese
Wandergeräte erst in letzter Linie einzuziehen, war ab-
schläglich beschieden worden. Es wurde schwerer, ein Nacht-
lager zu finden, weil viele Jugendherbergen zu Lazaretten
eingerichtet waren oder ihre Lagerstätten an solche abge-
geben hatten.
Die Beschaffung und Erhaltung der Wanderaubrüstung
wurde immer sehwerer. Das Handwerkszeug des Wan-
derers, gute Stiefel, waren nur noch für schweres Geld
aufzutreiben. Anfang 1913 zahlten wir für Stiefel, die
uns früher für die Wanderung nicht dauerhaft genug
gewesen wären, 30 Mark, und später waren auch diese
nicht mehr zu haben. Vielfach fehlte es an erfahrenen Lei-
tern und Führern, da diese im Felde standen.
Endlich kamen die Verkehrsnöte hinzu. Man konnte
oder sollte die Eisenbahn nur benutzen, wenn eo dringend
nötig war. Wer in Theater und Kino seine Erholung suchte,
konnte das weiter haben, der Wanderer mußte von seiner
Erholung und Neigung abstehen.
So ging die Wandertätigkeit bedauerlich zurück. Man
auhte sich auf Tagesmärsche beschränken. Nur nach einer
Nichtung gewann sie: das Mädchenwandern kam mehr
in Aufnahme als je zuvor.
In der Schwimmstunde des Dresdner Turnlehrer=
vereins
Zahl und Namen der anwesenden zwölf= und dreizehn-
jährigen Knaben aus verschiedenen Bezirksschulen sind fest-
gestellt. Die Einteilung der Sechzig in fünf Gruppen ist
getroffen, die Verhaltordnung nochmals eingeschärft. Be-
wegungesfreiheit, Frohsinn und Heiterkeit sollen herrschen,
Schulze oder Müller, sondern Nr. 197 oder 211.
Die Oswald Sohre-Hütte des Allg. Turnvereins Dresden
bei Rathen
denn es sind ja die goldenen Tage der Sommerferien; über-
mütige Streiche, Neckereien, die leicht einen üblen Aus-
gang nehmen können, oder gar Rüpeleien sind von vorn-
herein ausgeschaltet.
Die erste Ubung kann beginnen.
„Gruppe I der Nummer nach antreten!“
Für die Dauer des Lehrganges gibt jeder Teilnehmer
seinen ehrlichen Vatersnamen auf. Er beißt nicht mehr
Diese
Maßnahme ist notwendig. Bei der Menge der Schüler,
die dem Lehrer gänzlich neu entgegentritt, hält es für
diesen schwer, sich unter den vielen fremden Gesichtern
und Namen auszukennen. Auggekleidet und im Wasser
plätschernd sehen sich die Kinder zum Verwechseln ähnlich.
Jedes trägt seine Nummer groß und deutlich auf der
rückwärtigen Seite der Badehose aufgenäht.
„An die Angel!“ Die ersten Zwölf stellen sich auf den
Laufbrettern bereit, jeder hinter einer Angel. Der Bilick
ist in die unter ihnen hinrieselnde, leise glucksende, etwas
trübe Flut gerichtet. Der Boden ist nicht zu erkennen. Jetzt
wird es einzelnen ein wenig bänglich, vor allen denen,
die nicht gewöhnt sind, im Strome zu baden. Es gibt
jedes Jahr einige Wasserscheue. Ihre Angstlichkeit verrät
sich bald. Die vorher so zuversichtliche Haltung verliert
sich. Das Lächeln wird immer verlegener. Die Arme wer-
den kreuzweise an die Brust gedrückt. Der Blick sucht in
dem trügerischen Geriesel zu ihren Füßen die unbekannte,
drohende Gefahr. Ein Bild des Wollens und doch Nicht-
könnens, komisch und erbarmungswürdig zugleich. Es gibt
Wasserscheue, die unheilbar sind. Einige andere freilich
Vaterländische Fesispiele in Dresden
Wasserspringen der Schwimmgruppe