zum vollen Erfolge gebracht werden. Eins jedoch ist allen
sicher: sie haben die Ferien für ihre Gesundheit und
körperliche Ausbildung gut ausgenützt und eine gründliche
Erholung durch Arbeit im Gewande jugendlicher Freude
genießen können. P. Züllchner.
Ein Pfadfinderübungstag
Sonnabend Mittag: Der Feldmeister blättert in den
Ubungoplänen und stiellt zusammen, welche Züge er heute
besuchen kann. In schmerzlicher Erinnerung denkt er an
schöne Friedenszeiten, als noch ein jeder Zug seinen be-
geisterten Führer hatte. JFetzt stehen die Feldmeister vor
dem Feinde. Zwar sprangen junge 17= und 18 jährige
Kornetts in die Bresche und führen mit treuer Hingabe
ihre Züge, in denen sie groß geworden, junge Leute mit
gutem Können und bestem Willen, freilich aber noch zu
jung, als daß sie den Geist der Pfadfinderarbeit, den Geist
eines Major Beyer
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Betonen der Hauptsachen, ein paar Merkworte, ein klares
Beispiel! Gelegenheit zum llben bietet das Geländespiel,
das nun als Hauptteil der heutigen Ubung beginnen soll.
Der Feldmeister aber muß weiter. „Lassen Sie nicht zu
spät wegtreten, daß alle rechtzeitig zum Essen zu Hause
sind! Gut Pfad!“ — Der nächste Zug ist bald entdeckt,
um so leichter, als er gerade Pfeifsignale abgibt. Zwang-
los liegen die Jungen im Grase und schreiben nach, was
ihnen in Morsezeichen vorgepfiffen wird. Noch können
das nicht alle, aber die Kornetts, die prüfend hinter ihren
Gruppen stehen, werden es den „Neuen“ schon noch bei-
bringen. „Nicht stören lassen, weiterüben!“ — Doch bald
ist die Ubung, die naturgemäß nicht zu lange ausgedehnt
werden darf, beendet. Während der Zug eine Pause macht,
melden sich zwei 15 jährige zur Kornettprüfung. Der Füh-
rer sieht uns fragend an: „Wollen Sie mal zuhören?“
Gern sind wir dazu bereit. Und nun beginnt ein recht
gründlicher Streifzug durch alle Gebiete der Padfinder-
ausbildung: Kno-
und v. Heygen-
dorff ganz erfaßt
haben könnten.
Daß dieser Geist
erhalten bloeibt, ist
die Hauptsorge des
Feldmeisters. Er
möchte übcrall sein
und nachdem Rech-
ten sehen. Jeden
Sonnabend be-
sucht er einige Zü-
ge, beobachtet Füh-
rer und Geführte,
ermuntert den, der
ihm aufgutem Weg
scheint, warnt den,
derin jugendlichem
Eifer übers Ziel
hinausschicßt, prüft
Ausbildungsstand
und Geist seiner
Padfinder.
u. Begleiten wir
ihn heute einmal
auf seinem Gange,
um zu sehen, was die Pfadfinder treiben und ob es etwas
Rechtes ist: Wir fahren an die Grenze der Stadt, oft
gegrüßt von kleinen Trupps von Pfadfindern in chrer
schmucklosen, aber zweckmäßigen Tracht. Punkt 3 Uhr sind
wir beim 1. Zug. „1. Zug mit 3 Kornetts, 4 Hilfskor-
netts, 40 Mann und s Gösten steht!“ meldet der Führer.
„Gut Pfad! Was haben Sie heute vor?“ — inken,
Eilbotenlauf, Geländespiel!“ — „„Ich gehe mit!! Rücken
Sie ab!“ Das Ubungsgelände ist bald erreicht, das Win-
ken beginnt: Hier die Anfänger, die Winkerstellung und
Alphabet lernen; dort die „alten Leute“; ein Kornett winkt
einen Heereöbericht, die anderen lesen ab. Der Führer
ist zufrieden, ein Pfeifsignal, und in guter Ordnung stehen
die Jungen vor ihm. „Ausweisbücher, Nähzeug, Bleistift
raus!“ Solche kleine Proben auf die Ordnungsliebe nimmt
der Feldmeister oft vor. Er ist sonst ein scharfer Gegner
verfrühter Vermilitarisierung der Jugend, die erzieherische
Bedeutung aber solch einer unvermuteten „Durchsicht“
bennt er, der selbst Soldat war, sehr wohl. — „Hilfskornett
S., üben Sie mit den Pfadfindern Eilbotenlauf, Kornetts
und Hilfskornetts zu mir!“ Und während die Jungen im
Spiel Lunge, Muskeln und Willen schulen, unterweist der
Oberfeldmeister die älteren im Meldewesen. Keine öde
Instruktion, die gibt's bei den Pfadfindern nicht. Scharfes
Gachsen in großer Jelt. Bd. 11
Wettlämpfe der Vogtländer (Bez. Auerbach).
tenbinden, Karten-
lesen, 1. Hilfe, Spu-
renlesen, Skizzie=
ren, Grländcbe-
schreibung, Ziel-
suchen und vieles
andere.
Wir, in derer Ju-
gend es noch keine
Pfadfinderei gab,
geraten in ciniges
Erstaunen, was die
Jungen in plan-
mäßiger Arbeit und
doch eigentlich spie-
lend alles gelernt
haben. Noch aber
steht ihnen bas Ge-
fürchtetste bevor:
eine kleine „Lehr-
probe. Die acht
Jüngsten sindin die
Kunstdes Orientie-
rens einzuführen.
Erstetwas stockend,
dann aber immer
sicherer erzählt ihnen der s-jährige Kamerad von der
Wetterseite der Bäume, dem Bau der Kirche, vom Polar=
stern und Orion, von Kompaßoflanzen und Forst-
einteilung. Wir gewinnen das Gefühl: Wenn das alles
auch praktisch geübt ist, dann tragen die Pfadfinder ihren
Namen mit Recht. Auch der Führer ist zufrieden, die
beiden haben genug gewußt. Ein kräftiger Hanbschlag ver-
pflichtet sie vor dem Zuge, der bei solcher Gelegenheit auch
einmal stillstehen muß, zu Kornetts. Fortan tragen sie
am rechten Oberarm den silbernen Winkel. . „„Ich wollte
nun Waldbarlauf spielen lassen!“ sagte der Kornett zum
Feldmeister. „Recht so, ein feines Spiel, bei dem alles
mögliche geübt wird: Laufen, Sehen, Anschleichen, Decken,
schnelles Erfassen der Lage, rascher Entschluß. Leider kann
ich nicht bei Ihnen bleiben. Haben Sie nicht den Zug W.
oder S. gesehen?“ Alles bemüht sich, etwas zu erspähen,
ein kleiner helläugiger Kerl ruft als erster strahlend:
„Dort, rechts von den drei Kiefern, in den Birken sind
„welche'!“ Richtig, überall kriecht und klettert es in dem
Geäst. Bald sind wir dort, der Kornett meldet „sehr von
oben herab“: Zug W. beim Klettern!“ Nur zwei be-
teiligen sich nicht daran, um ihre neuen Anzüge zu scho-
nen. v'# ist eben Krieg! Sie sind aber auch tätig: aus zwei
Padfinderstäben und einer Zeltplane stellen sie eine Be-
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Beim Entfernungsschätzen am Bendelstein.