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Boote herbeieilten, fielen vor Erreichen der Boote unter
dem Deckungsfeuer unserer Maschinengewehre. Die mutigen
Schwimmer kehrten heil, zuerst mit dem Boote, dann auch
mit der Zille zurück. Sofort setzte dann die Kompagnie
Martini über und säuberte die anliegenden Häuser. Haupt-
mann Martini stellte an den Nummern der Gefallenen und
Gefangenen die Anwesenheit von Teilen der französischen
Infanterieregimenter 3, 33, 208 und 273 fest. Als die
Kompagnie bei Morgengrauen des 24. August dann weiter
in Richtung auf Onhaye vordrang, erbeutete sie drei ver-
lassene französische Feldgeschütze mit vier Munitionowagen.
Die braven Pioniere hatten inzwischen bei Les Rivages
als der einzigen geeigneten Brückenstelle im Bereiche des
Divisionsstreifens der 23. Infanteriedivision mit dem Bau
einer Kolonnenbrücke — vierbordiger Bau mit zwei Böcken
am diesseitigen Ufer — unbekümmert um das feindliche
Infanteriefeuer begonnen.
Eine Halbkolonne des Korpsbrückentrains war zum Divi-
sionsbrückentrain der 32. Infanteriedivision abgezweigt
worden, der bei Leffe und Hour die Maas überbrücken
sollte. Infolgedessen reichten die Pontons zur Schließung
der Brücke über den hier 120 m breiten Strom nicht aus.
Schnell entschloß man sich zum Ausbau von drei Fähren,
nachdem vorher schon mit Einzelpontons übergesetzt wor-
den war. Schließlich wurde dann die Kriegsbrücke bei Les
Nivages unter Mitverwendung der inzwischen wieder ge-
flickten sieben Pontons des Divisionsbrückentrains 23 und
der inzwischen zur Verfügung gestellten ersten Halbkolonne
des Korpobrückentrains 19 des links anschließenden XIX. Ar-
meekorps bis 6 Uhr des folgenden Morgens fertiggestellt.
Die Brücke bei der 32. Infanteriedivision war, aller-
dings zunächst nur drei bzw. vierbordig, bereits in der
Nacht fertiggeworden. Auf ihr überschritt während der
Nacht die Infanterie und Artillerie der 32. Division und
nachher auch ein Teil der 23. Reservedivision den Strom.
Deren Infanterie war, wie früher erwähnt, zum Teil über
die Eisenbahnbrücke bei Houx übergegangen (45. Reserve-
brigade), zum Teil bei Yvoir auf Ruderfähren, hergestellt
vom Divisionsbrückentrain der 24. Reservedivision, über--
gesetzt worden.
Der Kampf auf der Front des XIX. Armeekorps
Beim XIX. Armeekorps hatten nach anstrengender Marsch-
tätigkeit die 24. Infanteriedivision, anschließend an das
XII. Armeekorps, den Maaabschnitt bei Anseremme und
Falmignoul sowie die 40. Infanteriedivision den um das
Dorf Blaimont herum bastionartig vorspringenden Maas-
bogen am 21. August erreicht und bis zum Abend des
22. August die Übergangsverhältnisse erkundet.
Bei Anseremme war der Gegner augenscheinlich zur Ab-
wehr wohlvorbereitet. Er hatte dort am 22. August die
Eisenbahnbrücke gesprengt und hielt an dem steilen linken
Maasufer gut ausogebaute Stellungen stark besetzt. Das
hatte der Vorstoß des Infanterieregiments 107 in der
Nacht vom 21. zum 22. August bestätigt. Weniger schienen
die Franzosen mit deutschen Ubergangoabsichten bei Freyr
und Waulsort zu rechnen. Dort führen von den rechten
Uferhöhen nur wenige, ganz schlechte Fahrwege an den
Steilhängen zur Maas hinab. Dagegen bietet die teilweise
gegen das linke Maasufer gedeckte Straße von Blaimont
auf Hastière dem Angreifer die Möglichkeit, Brückenmate-
rial fast unbeschossen an den Fluss beranzuführen. Deshalb
hatten hier die Franzosen das linke Maasufer stark be-
festigt. Dieses umschließt das rechts des Flusses liegende
schmucke Villendorf Hastière par de la in engem Bogen
mit hundert und mehr Meter hohen Felswänden. Auf
dem Bergmassiv von Lenne unterstützten starke, vorzüglich
im Gelände eingebettete Geschützstellungen und vom Dorfe
Insemont her auf hoher Felswand dicht westlich von Ha-
stière zahlreiche Maschinengewehrnester die nachhaltige Ver-
teidigung. Die Franzosen und die eingesessenen Belgier
schienen von der Unmöglichkeit für die Deutschen, aus dem
bei Hastière bewog den Kommandierenden General des
zeugt, daß die dortige feste Straßenbrücke, wie alle Brücken
auf dem Maaskampffeld ein Eisen= und Betonbau auf
Steinpfeilern, noch nicht gesprengt, sondern nur zur Spren-
gung vorbereitet worden war.
Die gleiche Erkenntnis von den Geländeschwierigkeiten
bei Hastiere bewog den Kommandierenden General des
XIX. Armeekorpo, General der Kavallerie von Laffert, der
40. Infanteriedivision anheimzugeben, schon in der Nacht
vor der geplanten Angriffsschlacht die Hand auf Hastiere
par de la zu legen und noch im Schutze der Dunkelheit hier
den Ubergang zu erzwingen.
Damit kam das XIX. Armeekorps tatsächlich dem in der
Nacht zum 23. August ihm zugehenden Befehl des Ober-
kommandos der 3. Armee zuvor, der die links überholende
Verfolgung durch sofortigen Übergang bei Hastière an=
ordnete.
Von Hastière—Lavaux führt die zunächst schluchtartig
ansteigende Straße auf Anthée (6 km) und erreicht jenseits
davon bei Rosée (12 km) und Florennes (18 km) den
Naum, in dem zahlreiche Straßenzüge von dem großen
Schlachtfeld im Sambrebecken her südwärts auf Philippe-
ville zusammenführen. Weiter südlich beginnt das schwer
passierbare Berg= und Waldgebiet der Fagne, mit wenigen
schlechten, vielfach verschlungenen Wegen, armseligen Dör-
fern und einer besonders schwierigen Bevölkerung.
Gelang es dem XIX. Armeekorps, über Hastiere hinaus
in kühnem Vorstoß sich noch am Vormittag des 23. August
den abströmenden Trümmern der französischen fünften Armee
westlich der Maas vorzulegen, so winkte offensichtig ein
großer Erfolg in offenem Felde. Die Vorbedingung dau
war die schnelle Erzwingung des Maasüberganges bei 7r
stière. Die menschemmöglichen Anstrengungen dazu haben
die tapferen Bataillone des Infanterieregiments „Kron-
prinz“ 104, das mit der nächtlichen Wegnahme von Ha-
stière betraut wurde, gemacht. Das Gelände in Verbin-
dung mit dem auch hier militärisch vorbereiteten und ge-
leiteten Ortskampf der Gesamtbevölkerung raubte dem
Angreifer kostbarste Stunden, wenn das auch das Schicksal
der verblendeten Bevölkerung nicht aufhielt.
Der Ortskampf in Hastiere par de la "]
Das Ringen um die Brücke von Hastiere bildet eine ab-
geschlossene Kampfhandlung, wie naturgemäß auch die
übrigen Ubergangsversuche der einzelnen Truppenteile deo
XIX. Armeekorps in dem vielfach gewundenen Maaab-=
schnitt von Anseremme bis Hastière, der in der Luftlinie
nur acht Kilometer, aber an der Flußkante gemessen, mehr
alo das doppelte lang ist.
Im folgenden sollen diese Kämpfe von links nach rechts,
ihrem zeitlichen Beginn entsprechend, wiedergegeben werden.
Der Angriff auf Hastière wurde dem Oberst Hammer,
dem Kommandeur des Infanterieregiments „Kronprinz“
104, übertragen. Er erhielt hierzu an Stelle seines beim In-
fanterieregiment 181 verwendeten I. Bataillons das I. Ba-
taillon Infanterieregiments 131, unter Major von Süß-
milch gen. von Hörnig, unterstellt, außerdem die 1. Bat-
terie Feldartillerieregiments 32 unter Hauptmann von
Heimann. Später traten noch ein Zug der 2. Kompagnie
des Pionierbataillons 22 und das I. Bataillon des In-
fanterieregiments 133 hinzu.
Die Nacht zum 23. August war stockdunkel, kein Stern
leuchtete vom Himmel, über dem engen Maastal bei Ha-
stièbre lag dichter Rebel.