Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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dichten Buschwaldungen die Verbindung selbst eng neben- 
einander vorwärtsstrebender Abteilungen stark behindert. 
Jeder Trupp, jede Kompagnie uff., fand sich aber so- 
gleich in der allen gemeinsamen Aufgabe zurecht. Es hieß 
jetzt nach vorwärts so viel Boden zu gewinnen, daß der 
Brückenschlag dahinter ermöglicht und das Vorziehen grö- 
ßerer Truppenverbände, besonders auch der Artillerie ge- 
sichert wurde. 
Der Vorstoß auf Onhaye 
Links im Abschnitt der 40. Infanteriedivision waren 
der Brigadekommandeur der 88. Infanteriebrigade, Ge- 
neralmajor Bärensprung und der Oberst Stephani in die- 
sem Sinne tätig. Im Naume der 24. Infanteriedivi- 
sion stellte sich der Generalmajor Kaden, der Kommandeur 
der 48. Infanteriebrigade, an die Spitze der ersten Ba- 
taillone, auf das tatkräftigste unterstützt durch den Oberst 
Kohl des 106. Infanterieregiments. So gelang es, von 
Lenne aus in zwei Gruppen noch vor Einbruch der Dunkel- 
heit den Angriff auf Onhaye vorzutragen. 
Erst als aus eigenem Entschluß bei beiden Stoßgruppen 
der Angriff auf Onhaye längst im Gange war, erreichte 
der vom Kommandierenden General des XIX. Armeekorps 
bereits viele Stunden zuvor erlassene Befehl zum weiteren 
Vorgehen auf Onhaye gegen 7 Uhr abends die beiden 
Sturmkolonnen in Onhaye selbst. 
Von Lenne aus rückte der DOberst Stephani mit dem 
I. Bataillon des Infanterieregiments 104 und seinem 
III. Bataillon in vordersier Linie vor. Links gestaffelt folgte 
das II. Bataillon Infanterieregiments 181. 
Während des Vorgehens wurden jenseits Onhaye gegen 
6 Uhr abends starbe feindliche Kolonnen sichtbar, die offen- 
bar zum Gegensioß ansetzten. Trotzdem wurde der Angriff 
bis dicht an den Südostrand von Onhaye herangetragen, in 
loser Verbindung mit der Angriffsgruppe der 48. Infan- 
teriebrigade rechts davon. Erst die völlige Finsternis setzte 
hier dem wilden Feuerkampf ein Ende. Oberst Stepham 
ließ die Wacht am Rhein singen, um das gegenseitige Er- 
kennen zu erleichtern. 
Bei der rechten Angriffsgruppe war Generalmajor Kaden 
aus den Gebüschhängen oberhalb von Freyr mit acht Kom- 
pagnien des 106. Infanterieregiments unter Oberst Kohl 
etwa gleichzeitig wie die linke Sturmgruppe des Obersten 
Stephani in den Ortsrand von Onhaye eingebrochen. Linko 
hatte sich ihm die s. Kompagnie Infanterieregiments 107 
unter Hauptmann Holtzsch angeschlossen und bildete die 
Verbindung mit der Gruppe des Obersten Stephani. Aber 
nach rechts hin verhinderte das zerklüftete, mit Waldstücken 
besetzte Bergland jeden Ausblick nach der Kampffront des 
XII. Armeekorps zu. Der Abend brach schnell herein, Wald- 
stücke und Querschluchten schlossen jede Verbindungsauf= 
nahme nach rechts aus. 
Kaum war Onhaye genommen, als ein feindlicher Gegen- 
stoß einsetzte. Gleichzeitig ging der Ort einheitlich, wie auf 
Verabredung in Flammen auf. Wahnsinniges Schießen 
setzte ein, Hurrarufe, französische Hornsignale, das Rattern 
der Maschinengewehre und die einschlagenden französischen 
Artilleriegeschosse verursachten einen sinnbetäubenden Lärm. 
Trotzdem hielten die noch des Krieges ungewohnten 
Mannschaften in dem brennenden Orte zähe aus. Erst um 
Mitternacht führte General Kaden die übermüdeten Kämp- 
fer bis zum nächsten Waldstück zurück. Dort fanden sie 
wenigstens etwas Ruhe und standen besonders günstig, um 
einen etwaigen nächtlichen Vorstoß des Feindes gegen die 
Maas zu flankieren. Auch Oberst Stephani hatte seinen 
Leuten gegen 11 Uhr nachts bei der Ferme Froidmont 
südlich außerhalb von Onhaye Ruhe gewährt. 
Die Verluste 
Bei den tapferen Draufgängern, den 18lern, waren 
neben 31 Toten, 3 Offiziere und 66 Mann verwundet, 
darunter ein Bataillonskommandeur, Major von Criegern 
und 2 Hauptleute, Wicke, 9. Kompagnie und Werner, 
6. Kompagnie. Auch hier war der Verlust an tapferen 
Unterführern, Leutnants, Feldwebeln und Unteroffizieren 
unverhältnismäßig hoch. Eine Woche später sollte auch 
der Oberst Stephani, der in seinem Negiment den frischen 
Angriffsgeist durch sein glänzendes Beispiel erweckt hatte, 
beim Angriff auf Guincourt den Heldentod finden. Kurz 
vorher hatte er am 26. August mit seinen braven Batail-= 
lonen Fumay erstürmt, eine besonders schneidige Leistung 
bei dem dortigen schwierigen Berggelände. 
Die Verluste waren bei den anderen Sturmtruppen der 
24. Infanterie-Division noch geringer. Sie betrugen beim 
XIX. Armeekorps insgesamt 22 Offiziere, 434 Unteroffi- 
ziere und Mannschaften, davon 4 Offiziere und 80 Mann 
tot, sowie 50 vermißt. 
Bei dem gesamten XII. Armeekorps, das einen vollen 
Tag hindurch den schweren Ortskampf in Dinant und in 
den anschließenden Uferorten geführt hatte, wurden 11 Of- 
fiziere und 91 Mann als tot beklagt, 13 Offiziere und 328 
Unteroffiziere und Mann waren verwundet. Nur vier Mann 
wurden vermißt. 
Das XII. Reservekorps, das nur mit der 23. Reserve- 
division an der Erzwingung des Maasüberganges beteiligt 
war, hatte am 23. August fast gar keine Verluste. 
Der Gesamtverlust der dritten Armee am 23. August be- 
trägt 46 Offiziere, 907 Unteroffiziere und Mannschaften, 
verursacht durch einen Gegner, der in vorderster Kampf- 
linie mindestens die Stärke der Franzosen bei Weißenburg 
1870 gehabt haben dürfte. Bei Weißenburg waren fran- 
zösischerseits zunächst 8 Bataillone, 18 Geschütze und 8 Es- 
kadrons eingesetzt, dazu kamen später noch 6 Bataillone. 
An Infanterie dürften nach den bisher hier vorliegenden 
Nachrichten die Franzosen an der Maas am 23. August 
10914 etwa gleichstark, an Artillerie aber bedeutend stärker 
gewesen sein. Jedenfalls waren 12 Infanterieregimenter 
(Nr. 33, 37, 41, 43, 73, 148, 208, 233, 243, 247, 
273, 275) ganz oder mit Teilen, als am Kampfe an der 
Maa# beteiligt durch Tote und Gefangene festgestellt wor- 
den. Dazu kommen für die Beurteilung der Verlustfrage 
für 1914 als beinahe entscheidend noch Maschinengewehre 
und Kampfbeteiligung der Bevölkerung. Trotzdem sind 
die Verluste bei den Sachsen an der Maas 1914 über- 
raschend gering, gegenüber denen der deutschen dritten Armee 
bei Weißenburg, wo sie nach dem Generalstabswerk 
(Band I, S. 199) insgesamt 91 Offiziere und 1460 Mann 
betrugen. Davon entfielen 1870 allein auf die Königs- 
grenadiere 23 Offiziere und 320 Mann. 
Auch der Vergleich mit dem Kampfe um die Saarfront 
bei Saarbrücken—Spichern am 6. August 1870 entbehrt 
nicht des Interesses. Der Tag von Spichern kostete nach 
dem Generalstabswerk den Deutschen 223 OffizJiere und 
4648 Mann. 
Dabei standen bei Spichern nur 3 französische Divisionen 
mit 30 Bataillonen (Generalstabswerk Band I, S. 373) 
den weit überlegenen deutschen Angreifern gegenüber. 
In der aufgeregten Stimmung der ersten Kriegszeit 
waren die unglaublichsten Nachrichten über die furchtbar 
hohen Verluste bei Dinant in der Heimat verbreitet. Die 
wirklichen Verluste waren tatsächlich viel geringer als die 
unter ähnlichen Verhältnissen bei Kriegobeginn 1870. Sie 
kennzeichneten vortrefflich die verständnisvolle Friedenser- 
ziehung des deutschen Heeres sowie das erfolgreiche Be- 
streben der deutschen Führung von Kriegsbeginn an, mit
	        
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