Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

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Reserveregimenter 101 und 103 die Stadt unter schwerem 
Häuserkampf. Auch die 2 Kilometer südlich der Stadt steil 
aufragende Höhe von Frasnes wurde noch am Abend in 
Besitz genommen. — 
Das XII. Armeekorps 
Der Kommandierende General des XII. Armeekorps, 
General der Infanterie d'Elsa, traf am Schlachttag noch 
vor Erhalt des Verfolgungsbefehls, und noch bevor die 
ersten Abteilungen des XII. Armeekorps das linke Fluß= 
ufer erreichten, s Uhr nachmittags am Ostrande von Dinant 
persönlich die Anordnungen für die Verfolgung. Eine be- 
ondere Verfolgungsabteilung unter Oberst Meister, be- 
stchend aus dem Kaiser-Grenadierregiment 101 und der 
I. Abteilung des Feldartillerieregimento 12, sollte zunächst 
und sofort den Fluß überschreiten, noch während der Nacht 
die Hochfläche vorwärts des Flusses gewinnen und dann 
mit Morgengrauen in rücksichtslosem Draufgehen über 
Onhaye in der allgemeinen Richtung auf Dhilippeville 
möglichst Boden gewinnen, um dem von der Sambre 
zurücksirömenden Feinde nach Kräften Abbruch zu tun. 
Befehlsgemäß erreichte außerdem 2 Uhr morgens Major 
von Arnim mit zwei Eskadrons des Husarenregiments 20, 
inzwischen von rückwärto herangeholt, die Vorhut des 
Oberst Meister und setzte sich sofort an die Spitze der 
Verfolgungsgruppe. An der Verfolgung beteiligte sich auch 
das Ulanenregiment 12 unter Major Wegener von der 
zweiten Armee. 
Bei Tagesanbruch rückte die Vorhut auf Onhaye vor. 
Die Marschstraße war dicht besät mit Tornistern, Feld- 
flaschen, Gewehren und Kleidungsstücken. Selbst Proviant-, 
Vorrats= und Munitionswagen waren längs der Straße 
stehen geblieben. Zahlreiche Tote zeugten von der Wirksam- 
keit des deutschen Artilleriefeuers. Der Feind floh von 
Onhaye, sobald der Angriff einsetzte, und ließ östlich des 
Dorfes zwei Geschütze in der Hand des II. Bataillons, 
während das I. Bataillon des Grenadierregiments 101 einen 
versprengten Trupp von 51 Mann des französischen 
273. Regiments gefangen nahm. 
Aber schon in den Waldstücken bei Anthée leistete der 
Feind erneuten Widerstand, der jedoch durch die inzwischen 
herangekommene Artillerieabteilung und durch einen schnei- 
digen Angriff der beiden Husarenschwadronen bald ge- 
brochen wurde. Die Vorhut gelangte an diesem Abend 
noch bis Rosée. Dort fiel, beim nächtlichen Kampf mit 
Freischärlern und Versprengten, der frisch rorwärtsdrängende 
Führer der Spitzenkompagnie Hauptmann d'Elsa an der 
Spitze seiner 9. Kompagnie Grenadierregiments 101. 
  
Das XIX. Armeekorps 
Annähernd das gleiche Verfolgungsbild ergab sich auch 
bei der links vom XII. Armeekorps auf Romerée vor- 
dringenden 24. Infanteriedivision des XIX. Armeekorps. 
Deren Vorhut bildete am 24. August das Vegiment „Kron- 
prinz“ 104 unter Oberst Hammer. Vor der Front waren 
Teile einer feindlichen Kavalleriedivision festgestellt, welche 
mit zahlreicher, vortrefflich geführter Feldartillerie und mit 
afrikanischen Truppenteilen zusammen mit der Bevölkerung 
hartnäckigen Widerstand an allen geeigneten Gelände- 
abschnitten leisteten. Aber unaufhaltsam drängten die säch- 
sischen Verfoiger nach. Auf allen feindwärts führenden 
Straßen und Wegen überboten lich gegenseitig die Marsch- 
spitzen in kühnem rücksichtslosen Zugreifen. 
Am 24. August gegen 10 Uhr abends hatte die Spitzen- 
kompagnie des Regiments „Kronprinz“ 104, dabei der 
Regimentskommandeur mit seinem Stabe, den scheinbar 
vollständig ausgestorbenen Ort Surice durchschritten. Halb- 
wegs Surice—Romedenne stieß die Spitze am Beginn eines 
Hohlweges auf eine Wegsperre und erhielt alsbard von 
allen Seiten aus Hecken und Büschen heftiges Gewehrfeuer. 
Oberst Hammer wurde schwer im Gesicht verwundet, 
die meisten Pferde fielen. Die tapfere 10. Kompagnie, die 
Spitzenkompagnie unter Hauptmann Weste, stürzte sich aber 
kurz entschlossen mit aufgepflanztem Seitengewehr auf 
ihre Bedränger und warf sie über Romedenne bis auf die 
1 Kilometer weiter südlich gelegene Station zurück. Gleich- 
zeitig scholl heftiges Gewehr= und Maschinengewehrfeuer 
rückwärts von Surice herüber. Dort hatte nach drei dumpfen 
Glockenschlägen ein Feuerüberfall auf die durchziehenden 
Kronprinzer eingesetzt. Von Teilen der französischen Kaval- 
leriedivision im Zusammenarbeiten mit den Ortseinwohnern 
war das Dorf vollständig besetzt. Aber die Kronprinzer 
machten kurzen Prozeß. Gestern hatten sie nur zu gut 
gelernt, Häuser von Zivilschützen zu säubern. Wieder griffen 
zwei Geschütze, diesmal von der Batterie Kratzert Feldartil- 
lerieregiments 77, und die Maschinengewehrkompagnie der 
Kronprinzer erfolgreich in den nächtlichen Ortskampf ein. 
Bereits um Mitternacht war der bis zuletzt hartnäckig ver- 
teidigte Friedhof von Surice erstürmt. Zahlreiche französische 
Soldaten, welche rasch Zivilkleidung angelegt hatten, wurden 
ergriffen, die mit dem Gewehr in der Hand abgefaßten 
Ortseinwohner verfielen dem Kriegsrecht. Die nach drei 
Kampfnächten aufs äußerste angestrengten Truppen legten 
sich zu kurzer Rast in den Gräben längs der Marschstraße 
nieder. 
Aber mit neuer Kraft wurde am nächsten Morgen die 
Verfolgung wieder aufgenommen, welche am 2"5. August 
die linksufrig vorgegangenen Teile des XIX. Armeekorps 
über die französische Grenze und nach Erstürmung von 
Fumay am 25. August zur Wiedervereinigung des 
XIX. Armeekorps bei Revin führten. 
Die Division Götz von Olenhusen 
Die am Morgen des Schlachttages schnell zusammen- 
gestellte Division Götz von Olenhusen suchte mit Aufbietung. 
aller Kräfte seit 10 Uhr vormittags. des 23. August die ihr 
übertragene überholende Verfolgung in die Tat zu übersetzen. 
Die Division umfaßte die 39. Infanteriebrigade mit den 
Regimentern 133 (ohne das I. Bataillon) und 134, das 
Infanterieregiment 179, die beiden sächsischen Jägerbatail- 
lone 12 und 13, Husarenregiment 109 (drei Eskadrons), die 
Feldartilleriebrigade 40 mit den Regimentern 6s und 77 
(ohne die I. Abteilung) — zusammen 10 Bataillone, 3 Eska- 
drons, 9 Batterien. 
Der Division wurde auch der Dioisionsbrückentrain der 
40. Infanteriedivision, der am Morgen des 23. August 
bereito in die Nähe der Maas vorgezogen war, zugesagt. 
Sein Eintreffen konnte nicht abgewartet werden. Tatsäch- 
lich hat der Divisionsbrückentrain die schnell vorwärts- 
strebende Division Götz von Olenhusen nicht erreicht. Er 
ist an der Maas bei Waulsort in Verwendung getreten. — 
Vor der Didision breitete sich das mächtige Waldgebiet 
der französischen Ardennen aus. Nur wenige Straßen 
durchqueren eg von Nord nach Süd, keine in der direkten 
Richtung auf Fumay und Revin, die Maasübergangspunkte, 
welche für die überholende Verfolgung, wie sie die Oberste 
Heeresleitung anstrebte, in Betracht kamen. 
Der Marsch führte die Division Götz von Olenhusen zu- 
nächst um die Ostfront von Givet herum über Beauraing. 
Dort standen seit gestern Teile des VIII. Armeekorps der 
vierten Armee zur Beobachtung gegen Givet, kaum 11 Kilo- 
meter von dessen Kernwerk, dem hochragenden Fort Charle-= 
mont entfernt. 
Mühsam arbeitete sich bei drückender Schwüle und fast 
gänzlich fehlenden Wasserstellen die Marschkolonne der
	        
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