Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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fügung gestellt. Von der 241. Infanteriedivision rückte das 
sächsische Infanterieregiment 472 bis Raj als Reserve der 
24. Reservedivision vor. 
Am 1. Juli brach der große russische Angriff los. Zu- 
nächst steigerte sich das Zerstörungsfeuer zum Trommelfeuer 
bis auf drei Kilometer Tiefe. 10 Uhr vormittags brachen 
sieben russische Divisionen in dichten Massen vor. Auf dem 
Dzikie-Lany-Rücken gelang es den Russen, bis in die dritte 
Linie vorzudringen. Auch auf dem Lysoniarücken ging der 
Südteil verloren. Die Stellung wurde dann nordwärts auf- 
gerollt. Die Russen stießen bis über die dritte Linie vor. 
Nur der schwerverwundete Hauptmann Haßfurther, Kom- 
mandeur von II. Reserve-Infanterieregiment 107, vertei- 
digte sich in seinem Gefechtsstand bis zum Nachmittag und 
ermöglichte so das Gelingen des Gegenangriffs, den Oberst 
Graf v. Wuthenau mit allen verfügbaren Kräften unter- 
nahm. Hier griffen auch III. Reserve-Infanterieregiment 25 
und die Honveds vom Regiment 309 helfend ein. Sie 
nahmen den Lysoniawald wieder in Besitz. 
In der Mitte leitete der Hauptmann Horn, Führer von 
I. Reserve-Infanterieregiment lo, den Kampf an dem 
Zlota-Apa-Abschnitt. Er wies alle Frontangrifse zurück. 
Neueingesetzte russische Divisionen drangen nachmittags aber 
von Süden her in Posuchow ein. Die Straße nach Brzezany 
war gefährdet. Doch gelang es dem Major Kruse, mit den 
Resten von III. Reserve-Infanterieregiment 104 und s./104 
den Ort von den Russen zu säubern. Weiter rechts hielt 
Reserve-Infanterieregiment 133 unerschütterlich in der dritten 
Linie stand. 
Auch auf dem entgegengesetzten Flügel, bei Reserve-In- 
fanterieregiment 107, gelang es bis zum Abend, den Stoß 
der Russen zum Stehen zu bringen. Hier griffen II. und 
III. Bataillon des Infanterieregiments 472 helfend ein. 
Unter Oberst Graf v. Wuthenau wurde links ein besonderer 
Kampfabschnitt „Brigade Wuthenau“ gebildet, ihm die 
129. Honvedbrigade unterstellt. 
In der Mitte übernahm General Senfft v. pilsach den 
Befehl. Bei ihm trafen Infanterieregiment 361, von der 
4. Ersatzdivision mit Lastkraftwagen herangebracht, und das 
Infanterieregiment 474 der 241. Infanteriedivision ein. 
Der Feind war nach furchtbaren Verlusten zu erschöpft, 
um den Angriff in der Nacht, wie erwartet wurde, fort- 
zusetzen. Er schob nur seine Kampfreserven näher heran 
und löste die Sturmdivisionen ab. Damit verbrauchte er die 
„Verfolgungsarmee“, die er in sicherer Erwartung des 
Durchbruchs bereitgestellt hatte, im Stirnkampf. 
Im Laufe des 2. Juli wurden alle Russennester rein- 
gefegt. Besonders zeichnete sich Hauptmann Horn dabei 
aus, der den Talrand der Jlota Lipa östlich Posuchow in 
schneidigem Ansturm, den Steilhang erklimmend, zurück- 
gewann und 10 Stunden gegen alle Gegenangriffe der frisch 
eingesetzten Russen hielt. 
Auf dem rechten Flügel mußte man sich mit Festhalten 
der dritten Stellung begnügen. Hier war das Feuer der 
russischen schweren Artillerie zu überwältigend. Erst am 
Morgen des 3. Juli gelang es auch hier, die Trichterlinie 
der vormaligen ersten Stellung wieder zu erreichen. Der 
Angriff von Reserve-Infanterieregiment 133 stieß dabei 
mit einem russischen Vorstoß zusammen. Auch am fol- 
genden Tage wütete hier der Kampf noch weiter. Zu einem 
einheitlichen Angriff rafften sich aber die Russen nicht mehr 
auf. In den Nächten zum 4. und F. Juli konnte dann hier 
Reserve-Infanterieregiment 133 herausgezogen werden. An 
seine Stelle traten Teile der 4. Ersatzdioision. In der Mitte 
hatte der Kommandeur der 241. Infanteriedivision, General 
Fortmüller, bereits am 3. Juli den Befehl übernommen. 
Nunmehr kbonnten auch die Reserve-Infanterieregimenter 104 
und 107 abgelöst werden. 
Endlich am 7. Juli übergab auch der Dioisionskomman= 
deur, General Morgenstern, den Befehl an den Kommandeur 
der 4. Ersatzdivision. 
16 russische Divisionen waren zur Erzwingung des Durch- 
bruchs auf der Front der 24. Reservedivision aufgeboten 
worden, die, einen vorspringenden Balkon in dem Abschnitt 
der Südarmee bildend, feindlicher Artillerieumfassung be- 
sonders ausgesetzt war. Die Division hatte unerschütterlich 
wie lols in der Champagne standgehalten, obwohl rechts 
und links der deutschen Südarmee österreichisch-ungarische 
Armeen den gleichzeitig gegen sie angesetzten, nur als Neben- 
angriff zunächst geplanten russischen Offensiostößen ganz 
erheblich nachgegeben hatten. Der deutsche Heeresbericht be- 
richtet vier Tage hintereinander über die heldenhafte Stand- 
haftigkeit der Sachsen an der Jlota Lipa. Der König, der 
Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold v. Bayern, und der 
Oberbefehlshaber der Südarmee, General Graf v. Bothmer, 
erkannten in wärmster Weise die tapfere Haltung der Di- 
vision an, die mit schmerzlichen Verlusten ihren Sieg er- 
kauft hatte. Die Verluste betrugen 300 Tote, darunter 
21 Offiziere, 885 Verwundete, darunter 31 Offiziere, 1564 
Vermißte, darunter 25 Offiziere. Die feindlichen Verluste 
der 13 Stoßdivisionen waren schon am 1. Juli so groß, 
daß der Feind seine Verfolgungsdioisionen in den ersten An- 
griff eingreifen lassen mußte. Trotz zehnfacher Überlegen- 
heit kam aber die groß geplante Offensioe nicht über die 
erste Abwehrzone der Sachsen hinaus. Geplant war, die 
Front zwischen Narajowka (Süd) und Strypa nördlich von 
Konjuchy zu überrennen und in einem Zuge das nur 45 Ki- 
lometer von Brzezany entfernte Lemberg zu erreichen. Aber 
die Russen hatten nicht mit sächsischer Zähigkeit gerechnet. 
Leider waren sie erfolgreicher bei den beiderseits an die 
Südarmee anschließenden österreichisch-ungarischen Armeen, 
obwohl dort gar bein Durchbruch, sondern nur ein Neben- 
angriff zunächst beabsichtigt war. 
Erst nach dem unerwarteten großen Erfolg des Erst- 
angriffs gingen hier die Russen mit schnell herbeigeholten 
Neukräften weiter vor. 
Das machte schließlich auch die Zurücknahme der Süd- 
armee bis in die Höhe der k. u. k. Nebenarmeen notwendig. 
Die neue Front bildete die Narajowka. 
Die 24. Reservedioision übergab am 7. Juli die Stellung 
an die 4. Ersatzdioision und ging nach Rohatyn. Reserve- 
Infanterieregiment 104 wurde in Kraftwagen zur k. u. k. 
dritten Armee abgeschickt, wo deutsche Truppen den er- 
schütterten Halt wieder festigen sollten. 
Reserve-Infanterieregiment 133, nur noch zu zwei Ba- 
taillonen formiert, ergänzte zunächst seinen Bestand und 
stieß dann am 15. Juli wieder zur Dioision an der Nara- 
jowka. Dort übernahm am 12. Juli die 24. Reservedivision 
den Abschnitt der sächsischen s3. Reservedivision, die nach 
links rückte. Zunächst wurde nur Reserve-Infanterieregi- 
ment 107 eingesetzt. Schließlich fand sich aber hier der 
Hauptteil der Dioision wieder zusammen bis auf Reserve- 
Infanterieregiment 104, dessen III. Bataillon am 18. Juli 
zurückkehrte. Divisionsstabsquartier wurde Bursztyn. Die 
Division unterstand nunmehr dem sächsischen XXVII. Re- 
servekorps, unter dessen Befehl sie bis zum 23.Oktober 1917 
verblieb. Der Feind verhielt sich an der Narajowbafront 
ziemlich untätig. Inzwischen hatte weiter nördlich der deutsche 
gewaltige Gegenstoß eingesetzt, der auch die russische Nara- 
jowkafront gegen den 22. Juli ins Wanken brachte. 
Befehlogemäß wurde der Vormarsch vom linken Flügel 
aus begonnen. Zunächst trat die 33. Reservedivision an und 
brach schnell den Widerstand der russischen Nachhuten. 
Bei der 24. Reservedivision warf Reserve-Infanterieregi- 
ment 107 den Feind durch schneidigen Angriff aus dem 
Dreieckwäldchen vor seiner Front. Dann wich der Russe 
auch vor dem südlichen Teil der Dioisionsfront.
	        
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