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den anfänglichen Fortschritten des Feindes ein schnelles
Ende und warfen ihn in seine Ausgangsstellung zurück. —
Hierbei zeichnete sich auch die 8. Kompagnie 103 unter
Sberleutnant Winkler dadurch aus, daß sie sogar im Abschnitt
der rechten Nachbardivision eingriff und ein dort verloren-
gegangenes Grabenstück durch Flankenangriff wieder nahm.
In der Zeit vom 4. —7. September hatte das Leibgrena-
dierregiment 100 die schwersten Angriffe auszuhalten, die
besonders in Vermandovillers erfolgten und zu lange hin-
und herwogenden Kämpfen führten. Das Regiment lieferte
in diesen Tagen 31 Offiziere, darunter einen Regiments-
kommandeur und 1700 Mann als Gefangene beim Divi-
sionsstabe ab, die es bei seinen Gegenangriffen zusammen
mit dem sächsischen Infanterieregiment 177 gemacht hatte.
Dieses war inzwischen auch an die Somme herangeholt
worden und bei der linken Nachbardivision unmittelbar
neben Regiment loo südlich Vermandovillers eingesetzt wor-
den. Da war es unter anderm vorgekommen, daß ein be-
reits vom Feinde gefangener Grenadier mit 37 gefangenen
Franzosen zurückkam, die sich nun ihrerseits dem gefan-
genen Grenadier ergeben hatten.
Leider blieb nach dreitägigem hin= und herwogendem
Kampfe endlich ein Teil von Vermandovillers in den Hän-
den des Feindes, da die stark zusammengeschmolzene und
gänzlich erschöpfte Truppe nicht mehr imstande war, ihre
Front voll zu besetzen, und Ablösungskräfte der Division
nicht mehr zur Verfügung standen. Die Heldenkämpfe der
Grenadiere loo in diesen Tagen bilden eines der glänzendsten
Blätter der ruhmvollen Geschichte dieses Regiments, das
in diesen Kämpfen von Oberst von Dambroweki geführt
wurde.
Schon vor diesen gewaltigen Großkämpfen hatte der
Dioisionsführer bei den vorgesetzten Stellen auf die große
Schwächung der Didision durch die bereits 40 Tage lang
ausgehaltenen Verluste und ihre Erschöpfung bingewiesen,
und Ablösung beantragt. Waren doch die Bataillone schon
nur noch mit 150—200 Gewehren in Abschnitte von 1½
bis 2 Kilometer Frontbreite eingerückt, — ein Mann auf
sdo Meter!! — Jetzt wurde die Ablösung zur unbedingten
Notwendigkeit, sollte die heiß umstrittene Ecke von Verman-
doviller8—Deniscourt gehalten werden. So traf nun, noch
während des Ausbrennens dieser letzten Großangriffe, vom
7. September an die 11. Infanteriedivision wieder ein,
um die Division Francke abzulösen. Am 9. September
wurde das Kommando an sie abgegeben. Die Division hatte
somit 30 Tage ununterbrochen an heißester Kampfstelle der
Sommeschlacht gefochten und ihren Abschnitt festgehalten,
bis sie erst in den letzten Tagen nur einen bleinen Streifen
von etwa ½—1 Kilometer Tiefe im schrittweisen Kampfe
hatte hergeben müssen. —
Volle Anerkennung der vorgesetzten Stellen waren ihr
zuteil geworden. Der König von Sachsen sandte auf Grund
ihrer Meldungen folgendes Telegramm an Generalmajor
Francke:
„Nachdem die Division vorgestern herausgezogen worden
ist, drängt es Mich, ihr nach einer beispiellos schweren,
an Körper und Geist gleich hohe Anforderungen stellenden
Kampfzeit Meinen wärmsten Dank und Meine vollste An-
erkennung auszusprechen. Ihre Regimenter der Division
haben getreu ihrer Tradition vom ältesten Offizier bis
zum jüngsten Mann ihr Bestes getan. Voll stolzer Freude
sehe ich auf Meine heldenmütigen Truppen.
Friedrich August.“
Auch persönlich hatte Seine Majestät schon am 30. August
die Division besucht und den Abordnungen der sächsischen
Truppen seine Anerkennung ausgesprochen. — Auch der
beim Armeeoberkommando kommandierte Kronprinz von
Sachsen hatte mehrmals sich im Divisionsstabsqguartier und
beim Leibgrenadierregiment zur Erkundigung nach der Lage
eingefunden. .
Die Truppen wurden nach der Ablösung von St. Quentin
nach den Argonnen abtransportiert, wo sie aber nicht die
so notwendige völlige Ruhe und Erholung finden konnten,
sondern sofort wieder, wenn auch an ruhiger Front eingesetzt
wurden. Sie traten zu ihren Stammdivisionen 23. und 32.
zurück. Generalmajor Francke erhielt die neu aufgestellte
212. Infanteriedivision und ging mit ihr sogleich wieder
an die Somme. "