Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

mit dem Infanterieregiment 177 auf dem rechten Flügel, 
Infanterieregiment 102 auf dem linken Flügel, zugleich mit 
der 117. Infanteriedivision rechts und der 38. Infanterie- 
division links zum erneuten Vorstoß gegen die Linie Meule- 
hoeck—Blauwenkandt an. Wiederum kam der Angriff nur 
langsam vorwärts. Der Gegner hatte sich an den Süd- 
und Südosthängen der Meulehoeckhöhe in zwei bis drei teil- 
weise verdrahteten Linien festgesetzt. Die feindlichen Batte- 
rien sandten vom Kemmel her wieder ihr vernichtendes 
Feuer in die Flanke. Da die beiden Nachbardivisionen noch 
einen Kilometer zurückhingen, waren die Regimenter der 
Division dem flankierenden feindlichen Maschinengewehrfeuer 
beiderseits ausgesetzt. Um 6,30 Uhr nachmittags mußte 
der Angriff auf der ganzen Linie eingestellt werden. Die 
Dirision richtete sich zu hinhaltendem Kampfe ein, die 
deutsche Vorwärtsbewegung kam zum Stehen. 
Die Gesamtbeute der 32. Infanteriedivision betrug seit 
dem 9. April etwa 3000 Gefangene, 75 Geschütze, 16 
Minenwerfer, 314 Maschinengewehre sowie sehr viel Lebens- 
mittel und Kriegsmaterial. Im Verlaufe des Angriffes 
besserten sich die Nachschubverhältnisse, die Straßen wurden 
infolge der trockenen Witterung härter, die Verkehrs- 
stockungen während der ersten Angriffsperiode ließen nach. 
Am 18. April nahm der Dioisionsstab Quartier am Nord- 
ostausgang von Menegate, wo er bis zum 26. April ver- 
blieb. Die Dibision gliederte sich unter Festhaltung der 
erkämpften Front mehr nach der Tiefe. 
Am 20. April übernahm die Division den Abschnitt Bail- 
leul. In den ersten Tagen blieb die feindliche Artillerie sehr 
lebhaft. Bailleul lag unter dauerndem starken Beschuß. 
Durch heftige Feuerüberfälle auf die Irrenanstalt und das 
Gelände bei Syekelinde wollte der Gegner anscheinend Vor- 
bereitungen zu neuem Angriff stören. 
An Infanterie wurden in vorderster Linie eingesetzt: Das 
Infanterieregiment 102 und das Infanterieregiment 177. 
Infanterieregiment 1o#3 lag zunächst in Reserve und löste nach 
drei Tagen das Infanterieregiment 102 ab. Abermals nach 
drei Tagen wurde Infanterieregiment 177 durch das In- 
fanterieregiment 102 ersetzt. Am 25. April übernahm In- 
fanterieregiment 177 den rechten Flügelabschnitt der 38. In- 
fanteriedivisson. Der Divisionsstab wurde infolge dieser 
Rechtsverschiebung nach le Gibet verlegt. 
Bis zum 1. Mai hielt sich die Tätigkeit des Feindes in 
geringen Grenzen. Auch die Artillerle beschränkte sich auf 
einige Feuerüberfälle und auf Störungsfeuer. Am 2. Mai 
schwoll das Feuer der feindlichen Batterien an, bis es in 
der Nacht vom 3. zum 4. größte Heftigkeit gewann. Um 
6,25 Uhr vormittags des 4. Mai setzte der erwartete feindliche 
Angriff auf breiter Front mit starken Kräften ein. Der 
Gegner, dem es zunächst gelang, bis in unser Vorfeld heran- 
zukommen, wurde durch kräftigen Gegenstoß zurückgeworfen. 
Im scharfen Nachdrängen konnten unsere Linien noch vor- 
geschoben werden; dabei wurden 3 Offiziere, 200 Mann 
der 27. und 133. französischen Diviston gefangen, 23 Ma- 
schinengewehre, viel Stellungsakten und wichtige Angriffs- 
befehle erbeutet. Die Verluste der Franzosen waren groß. 
Todeomutig waren sie in unser flanklerendes Maschinen- 
gewehr= und Infanteriefeuer hineingelaufen. Reihenweise 
lagen die Toten vor der Stellung. 
In der Nacht vom 4. zum 5. Mai wurden die noch vor- 
handenen Franzosennester gesäubert, die Kampfbataillone 
wurden durch Ruhebataillone abgelöst. Die Tätigkeit der 
feindlichen Artillerie ließ in den folgenden Tagen nach. 
Die Franzosen schienen ihre Angriffögedanken an dieser 
Stelle der Front zunächst aufgegeben zu haben. 
Vom 9. Mai ab begann die Ablösung der Division. Zu- 
nächst wurde Infanterieregiment 103 aus der Stellung 
gezogen und ging dicht östlich Lavantie in Unterkunft. Am 
11. Mai folgte das Infanterieregiment 102, am nächsten 
Sachsen in großer Jeit. Band III 
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Tage Infanterieregiment 177. Auch das Feldartillerie- 
regiment 64 verließ seine Stellung. Am 12. Mai war die 
Ablösung der Division durch die 35. Infanteriedivision 
vollzogen. 
Die 32. Infanteriedivision wurde Eingreifdivision beim 
IX. Reservekorps und bezog Unterkunft in Haubourdin (ver- 
gleiche Skizze 22). An den folgenden Tagen wurden die 
Truppen durch den Divisionskommandeur besichtigt, am 
15. Mai sahen sie den Besuch ihres Königs. Die nächsten 
zwei Wochen waren der Ausbildung der Truppen und dem 
         
   
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Skizze 23. Die 32. Infanteriedivision im Angriff auf den Liller Berg 
innern Dienst gewidmet. Der Geburtstag Sr. Majestät des 
Königs bonnte von der Division in den Nuhequartieren ge- 
feiert werden. 
Schon am 23. Mas war der Division bekannt, daß sie 
die 48. Reservedivision des LV. Armeekorps, vom 28. Mai 
beginnend, ablösen sollte. Die letzten Tage der Ruhe 
wurden mit den Vorbereitungen zum Stellungstausch ver- 
bracht. Am letzten Maitag hatte die 32. Infanteri. division 
die neue Stellung bezogen. Die Führung im neuen Divi- 
sionsabschnitt übernahm für den wegen Erkrankung beur- 
laubten Kommandeur als Didvisionsführer zunächst der In- 
fanteriebrigadekommandeur Generalmajor Müller. Diovi- 
sionsstabsquartier wurde Fourneaux-Mühle südöstlich Sailly 
sur la Lys. 
Am 2. Juni war die Ablösung planmäßig beendet. Die 
beiderseitige Artillerietätigkeit nahm in der neuen Stellung 
nur einen geringen Umfang an. Feindliche Flugzeuge kreuz- 
ten dauernd tief über den Stellungen der Dioision. Bomben= 
abwürfe brachten Verluste. 
Um 2 Uhr vormittags des nächsten Tages setzte Trommel- 
feuer gegen die Infanteriestellung auf der ganzen Dioisions- 
front ein, begleitet vom Streufcuer auf das Batteriegelände. 
Ein feindlicher Angriff erfolgte nur gegen die rechte Nach- 
bardivision, die 24. Reservedivision. In der darauffolgen- 
den Nacht wurde der Angriff dort wiederholt. Der Feind 
drang bis in das Vorfeld ein. Dies zwang das Infanterie- 
regiment 102 dazu, seine Vorpostenlinie am rechten Flügel 
etwas zurückzubiegen. 
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