Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

29. Juli 235 
  
  
schen Konflikt überhaupt zu diskutieren, 
dass ich aber feststellen müsse, in der Lage gewesen zu sein, 
eine viel breitere Basis des Gedankenaus- 
tausches dadurch anzuregen, dass ich erklärte, 
wir wünschten keine russischen Interessen 
zu verletzen, hätten nicht die Absicht, natürlich unter 
der Voraussetzung, dass der Konflikt zwischen Oesterreich- 
Ungarn und Serbien lokalisiert bleibe, serbisches Terri- 
toriumanuns zubringen und gedächten auch 
die Souveränität Serbiens nicht anzutasten. 
Ich sei überzeugt, dass Euer Exzellenz über österreichisch-un- 
garische und russische Interessen immer "bereit sein würden, 
mit St. Petersburg Fühlung zu nehmen. 
Herr Sasonow meinte, in territorialer Hinsicht habe er 
sich überzeugen lassen, aber was die Souveränität anbelangt, 
müsse er den Standpunkt festhalten, die Auizwingung 
unserer Bedingungen sei ein Vasallentum. 
Dieses aber verstosse gegen das Gleichgewicht am 
Balkan und letzteres sei das in Frage kommende russi- 
sche Interesse. Nun kam er wieder auf die Diskussion 
über die Note, die Aktion Sir E. Greys etc. zurück und wollte 
mir neuerlich nahelegen, dass man unser \egitimes Interesse 
zwar anerkenne und voll befriedigen wolle, dass dies aber in 
eine für Serbien annehmbare Form gekleidet werden solle. Ich 
meinte, dies sei kein russisches, sondern ein 
serbisches Interesse, worauf Herr Sasonow geltend 
machte, russische Interessen seien in diesem 
Falleben serbische, so dass ich dem Circulus vitio- 
sus durch Uebergang auf ein anderes Thema ein Ende machte. 
Ich erwähnte, ich hätte gehört, man sei in Russland be- 
unruhigt, weil wir für die Aktion gegen Serbien acht Korps 
mobilisiert haben. Herr Sasonow bestätigte mir, dass nicht er, 
der hievon gar nichts gewusst, sondern der Generalstabschef 
diese Bedenken geäussert habe. Ich suchte dem Herrn Minister 
darzulegen, dass jeder Unbefangene sich leicht überzeugen 
könne, unsere südlichen Korps könnten keine 
Bedrohungfür Russlandbilden. 
Ich bedeutete dem Herrn Minister, dassesgutwäre, 
wenn sein kaiserlicher Herr über die wahre 
Situation informiert würde, um so mehr, als es 
dringend geboten sei, wenn man den Frieden wolle, dem 
militärischen Lizitieren, welches sich jetzt auf 
Grund falscher Nachrichten einzustellen drohe, einrasches 
Ende zu bereiten. Herr Sasonow meinte sehr charakteri- 
stischerweise, er könne dies dem Generalstabs- 
Russische In- 
teressen sind 
serbische Inte- 
ressen! 
Der Zar em- 
pfängt täglich 
den Genoeral- 
stabschef.
	        
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