Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

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schliesslich bereit, auf einen Seekrieg zu verzichten.‘) Der 
deutsche Friedenswille war unerschöpflich. 
So können die Dokumente des Dreiverbandes und der 
ihm verbündeten Staaten kein einziges, wirksames Argument 
gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn vorbringen, so 
sehr sie auch durch nachweisbare Entstellungen, Auslas- 
sungen und Ungenauigkeiten die Zentralmächte ins Unrecht 
setzen wollen. Misstrauen, Zweifel an der deutschen Auf- 
richtigkeit, Vermutungen über geheime deutsche Absichten, 
unvorteilhafte Charakterisierungen der deutschen Diplomaten 
sind keine Schuldbeweise. Im Grunde erheben die Dreiver- 
bandsakten in erster Linie folgende Vorwürfe gegen Deutsch- 
land und Oesterreich-Ungarn: 1. Oesterreich-Ungarn wagte 
es von Serbien, dem Schützling Russlands, Rechenschaft zu 
fordern, 2. Deutschland liess Oesterreich-Ungarn nicht im 
Stiche. 3. Die verbündeten Kaiserreiche glaubten nicht an 
die Doktrine vom slawischen Protektorat Russlands über 
Serbien. 4. Sie wollten nicht ungerüstet die Vollendung der 
russischen Mobilmachung abwarten. Diese Vorwürfe an 
Deutschland und Oesterreich-Ungarn richten, heisst ihnen das 
Leben, das Atmen verbieten. Der Dreiverband klagt Deutsch- 
land und seinen Verbündeten an, dass sie sich nicht unter 
die Tyrannei der Mächtekoalition gebeugt, dass sie sich 
nicht stillschweigend niederringen liessen, dass sie nicht 
ruhig mitansahen, wie Oesterreich-Ungarn durch Russlands 
Vorhut, Serbien, langsam zerstückelt wurde, dass sie nicht 
abwarteten, bis die russische Armee auf ihrem Gebiete 
stand. Alle anderen Anschuldigungen der Blau-, Orange- 
und Gelbbücher aber gründen sich nur auf subjektive Mei- 
nungen, auf Vorurteile, oder sind diplomatische Kriegslisten. 
Sie können aber nicht diese drei Tatsachen verbergen, die 
aus den Dreiverbandsbüchern erst in voller Klarheit her- 
vorgehen: 1. Dass Russland unbedingt Serbien kriegerisch 
unterstützen wollte und durch die allgemeine Mobilmachung 
Deutschland zur Kriegserklärung zwang, 2. dass Frankreich, 
nachdem einmal die Möglichkeit eines deutsch-russischen 
Krieges bestand, nichts tat, um diese Möglichkeit oder 
') Bid. Nr. 123, Neuausg. d. Wb. Abschn. 5 und 6, Gib. 144.
	        
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