Full text: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

300 A. Crecelius 
Die Kreditgenossenschaften haben, um die Seichnungen zu fördern, 
ihren Spareinlegern und Mitgliedern das denkbar größte Entgegenkommen 
gezeigt. Sie haben auf die Einhaltung der Kündigungsfristen der bei ihnen 
ruhenden Gelder verzichtet, zum weitaus größten Teil sogar ohne jede 
Gegenleistung, und haben ferner die Seichner mit dem ersten zulässigen 
Termin in den vollen Bezug der Anleihezinsen aus den gezeichneten Beträgen 
eintreten lassen. Außerdem haben sie eine außerordentliche Werbetätigkeit 
entfaltet. Die Kreditgenossenschaften reichen mit ihrem Einfluß und ihren 
geschäftlichen Beziehungen bis in die letzten Kreise unfres Erwerbslebens 
sowie der kleinen Sparer, also in die Kreise, in denen noch oft der Strumpf 
oder das Bett der platz ist, wo der Spargroschen untergebracht ist. Es ist 
ihrer Arbeit gelungen, manchen Betrag aus dem Dersteck herauszulocken 
und in Kriegsanleihe umzusetzen. Besondere Einrichtungen machten es 
möglich, sogar kleinste Beträge als Kriegsanleihe zu verwerten. Die Kredit- 
genossenschaften haben nämlich solche kleinen Beträge gesammelt und ihrer- 
seits Kriegsanleihe dafür gezeichnet. Sie verzinsen diese Einlagen mit 5 %, 
und so haben sie die Beteiligung an den Kriegsanleihen auch denen möglich 
gemacht, die nicht d00 Ml. verfügbar hatten. Wenn unsere Kriegsanleihen 
Dolksanleihen geworden sind, so berubt dies nicht zuletzt auf der Werbe- 
tätigkeit der Genossenschaften. 
UAeben den Riesensummen, die die Genossenschaften für die Kriegs- 
anleihen aufgebracht haben, fanden sie noch die Mlöglichkeit, in zahlreichen 
Fällen sogar als Geldgeber öffentlicher Korporationen, vornehm- 
lich der Gemeinden, aufzutreten. Sie haben beträchtliche Summen, ins- 
besondere den Kriegsorganisationen von Gemeinden, für die Lebensmittel- 
versorgung zur Derfügung gestellt. Mitunter haben sie sogar die Geschäfts- 
fübhrung und völlige Finanzierung dieser Organisationen übernommen. 
c) Förderung des bargeldlosen Sahlungsverkehrs. 
Auch die Förderung des bargeldlosen Sahlungsverkehrs ist 
hier zu erwähnen. Man kann die Kreditgenossenschaften geradezu als die 
Dioniere für die Entwicklung moderner Sahlungsweise in den Kreisen des 
Mittelstandes bezeichnen. Sie haben schon seit Jahren die Pflege des Scheck- 
verkehrs sich angelegen sein lassen und haben in unermüdlicher Kleinarbeit 
insbesondere Handwerk und Gewerbe über die Dorteile der Benutzung 
eines Bankkontos und der Sahlung durch Uberweisung von Konto zu Konto 
aufgeklärt. Der Krieg hat die NMotwendigkeit des bargeldlosen Derkehrs 
und seine Dorteile schärfer hervortreten lassen; es hat allseits eine erneute 
Werbetätigkeit eingesetzt, deren Erfolge sich bereits zeigen. Auch die Genossen- 
schaften, die sich bisber der HPflege des Scheck= und Uberweisungsverkehrs 
fernhielten, haben ihn jetzt eingeführt oder sind dabei es zu tun. Die erfolg- 
reiche Durchführung der bargeldlosen Sahlung setzt voraus, daß die Möglich- 
keit der Gahlung durch Uberweisung aus Bankguthaben bis ins letzte Dorf 
reicht. Das ist nur zu erreichen mit Hilfe der Genossenschaften, die mit 
ihren Organisationen auch dorthin reichen, wo die Reichsbank nicht hinkommt. 
So ist, um ein Beispiel aus der genossenschaftlichen Hraxis der letzten Kriegs=
	        
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