Vorwort.
„Der Biograph des Fürsten Bismarck steht einer schweren Arbeit gegenüber.
Seit dem Eintritt Bismarcks in das öffentliche Leben ist seine Wirksamkeit
eine so umfassende und vielseitige, daß man, um ein übersichtliches Bild zu
geben, am besten nach dem Grundsatze des divide et impera verfährt, will
man anders nicht Weltgeschichte schreiben.“
Mit diesen Worten leitete ich im Jahre 1889 mein Buch „Bismarck als
Volkswirt“ ein, dem dann in den letzten Jahren „Bismarck und die Parla—
mentarier“, die „Ansprachen“ und „Tischgespräche“ des Kanzlers folgten.
Dasjenige Gebiet, das demnächst am dringendsten nach einer Bearbeitung
verlangt, ist sein Verhältnis zum Bundesrat, als der vornehmsten Körperschaft
des Reiches. Eine Geschichte des Bundesrats brauchen wir unbedingt, um den
Gang des Auf- und Ausbaues des Reichshauses überblicken zu können.
Der Grund, weshalb sich für den Reichstag schon viele Federn gefunden
haben, für den Bundesrat aber noch keine einzige, liegt darin, daß die Reichs-
tagsverhandlungen vor jedermanns Augen liegen, während der Bundesrat seine
Verhandlungen, wie der alte Bundestag, im Prinzip heimlich, sagen wir besser
nicht öffentlich erledigt. Die Plenarsitzungen des Bundesrats finden ebenso wie
die Ausschußsitzungen mit Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Es gibt keine
Bundesratsstenographen, das Protokoll über seine Verhandlungen führt ein
schweigsamer Geheimrat, die Drucksachen des Bundesrats sind geheim. Ver-
schiedene Bitten der Bibliothek des Reichstags um Ueberweisung eines Exem-
plars der Bundesratsverhandlungen haben abgeschlagen werden müssen. Selbst
ein dem Reichskanzler so nahestehendes Institut wie die Reichsbank besitzt die
Bundesratsverhandlungen nicht. Sie werden nur in einer beschränkten Auflage
gedruckt und von allen Besitzern sorgsam unter Schloß und Riegel gehalten.