Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

XI. 
Hie Erwerbung von Schleswig-olftein. 
In Bezug auf die Lösung der Herzogthümerfrage (19. 
Cap.: Schleswig-Holstein) hat Bismarck stets an dem 
„Klimax“ festgehalten, „daß die Personalunion besser war als 
das, was existirte, daß ein selbständiger Fürst besser war als 
die Personalunion, und daß die Vereinigung mit dem preußischen 
Staate besser war als ein selbständiger Fürst.“ 1) Für den 
verantwortlichen Leiter der preußischen Politik war selbstver- 
ständlich das zuletzt bezeichnete Ziel das erwünschteste, aber 
ob es erreicht werden würde, hing nicht von ihm allein ab. 
Die öffentliche Meinung, selbst in Preußen, wo sie in der 
Presse und im Hause der „Phrasen“ zum beredten Ausdruck 
gebracht wurde, sprach sich fast einstimmig für das Recht des 
Augustenburgers aus, so wenig ein solches nach dem auf 
einen Verzicht hinauslaufenden Vergleichsvertrage mit Däne- 
mark vom Jahre 1852 geltend gemacht werden konnte, und 
fand am preußischen Hofe einen warmen Fürsprecher in dem 
Kronprinzen und seiner Gemahlin, die unter englischem und 
coburgischem Einflusse allen Erwägungen der politischen Seite 
der Frage vom preußischen Standpunkte aus sich verschlossen. 
Bismarck stand mit seiner Ansicht, daß Preußen den Tod des 
Königs von Dänemark und die dadurch eröffnete Erbfolge- 
frage, wenn möglich, zur Erwerbung der Herzogthümer be- 
nutzen müsse, allein; auch bei dem Könige fand er keine 
1) Rede vom 20. December 1866, Politische Reden III 104.
	        
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