Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

76 Drittes Kapitel: Erfurt, Olmütz, Dresden. 
  
nehmen ruhig an, was uns an Verstärkung geboten wird, 
„Viel oder Wenig“, unter einstweiligem Verzichte auf das, was 
uns nicht geboten wird. Ob wir uns die Verfassungsbestim- 
mungen, die der König mit in den Kauf zu nehmen hat, auf 
die Dauer gefallen lassen können, das kann nur die Erfahrung 
lehren. Geht es nicht, „so ziehn wir den Degen und jagen die 
Kerls zum Teufel'.“ Ich kann nicht leugnen, daß dieser mili- 
tärische Schluß seiner Auseinandersetzung mir einen sehr ge- 
winnenden Eindruck machte, hatte aber meine Zweifel, ob die 
Allerhöchste Entschließung im entscheidenden Augenblicke nicht 
mehr von andern Einflüssen abhängen würde als von diesem 
ritterlichen Generale. Sein tragisches Ende hat meine Zweifel 
bestätigt ½. 
Auch Herr von Manteuffel war von dem Könige zu dem 
Versuche veranlaßt worden, die preußische äußerste Rechte für 
Unterstützung der Regirungspolitik zu gewinnen und in diesem 
Sinne eine Verständigung zwischen uns und der Gagern'schen 
Partei anzubahnen. Er that das in der Weise, daß er Gagern 
1) Vgl. zum Tode Brandenburgs und der Ursache seines Todes 
Abeken, Ein schlichtes Leben S. 209 (Brief vom 7. Nov. 1850): „Ein 
tief schmerzliches Ereigniß ist der Tod des Grafen Brandenburg. Er 
war einer der besten, edelsten, liebenswürdigsten Männer, die ich ge- 
kannt... Ich bin beinah noch der letzte, der ihn vor seiner Krankheit 
gesehen: am Sonnabend Abend halb zehn Uhr verließ ich ihn, nachdem 
ich ihm noch eine Arbeit vorgelegt, die er billigte; am Morgen um 5 Uhr 
brach das Fieber aus, das ihn in so kurzer Zeit dahinraffte. In der 
Nacht um 2 Uhr war er noch durch Markus Niebuhr mit einer Bot- 
schaft vom Könige geweckt worden, und vielleicht hat die Erkältung da- 
bei den unmittelbaren Ausbruch beschleunigt. Aber der tiefere Grund 
der Krankheit war die gesammte geistige Aufregung der beiden letzten 
Jahre; der nähere die angreifende Reise nach Warschau und die furcht- 
bare Spannung während der Krisis.“ Am gleichen Tage schrieb Bis- 
marck, noch in Unkenntniß von dem bereits erfolgten Tode Branden- 
burgs, an Wagener (Bismarckbriefe S. 103): „Mit dem armen Branden- 
burg scheint es schwach zu gehen, offenbar Folge von Aerger und Ge- 
müthsbewegung.“
	        
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