Bismarck's Ernennung zum Bundestagsgesandten. v. Rochow. 91
selbst,“ schrieb der Minister, „daß man Herrn von Rochow
nicht brusquement wegschicken kann; ich beabsichtige daher, ihm
heute noch einige Worte darüber zu schreiben, und glaube Ihres
Einverständnisses gewiß zu sein, wenn ich in dieser Sache mit
aller Rücksicht auf Herrn von Rochow's Wünsche verfahre, dem
ich es in der That nur Dank wissen kann, daß er die schwierige
und undankbare Mission angenommen hat im Gegensatz zu
manchen andern Leuten, die immer mit der Kritik bei der Hand
sind, wenn es aber auf das Handeln ankommt, sich zurückziehen.
Daß ich Sie damit nicht meine, brauche ich nicht zu versichern,
denn Sie sind ja auch mit auf die Bresche getreten und werden
sie, so denke ich, auch allein vertheidigen.“
Unter dem 15. Juli erfolgte meine Ernennung zum Bundes-
tagsgesandten. Ungeachtet der Rücksicht, mit welcher er be-
handelt wurde, war Herr von Rochow verstimmt und ließ mich
die Vereitlung seines Wunsches entgelten, indem er Frankfurt
eines Morgens früh verließ, ohne mich von seiner Abreise
unterrichtet und mir die Geschäfte und die Akten übergeben zu
haben. Von andrer Seite benachrichtigt, kam ich zur rechten
Zeit nach dem Bahnhofe, um ihm meinen Dank für das mir
bewiesene Wohlwollen auszudrücken. — Ueber meine Thätigkeit
und meine Wahrnehmungen am Bundestage ist so viel Amt-
liches und Privates veröffentlicht worden 1), daß mir nur eine
Nachlese übrig bleibt.
1) Preußen im Bundestage 1851—1859. Documente der K. Preuß.
Bundestags-Gesandtschaft. Herausgeg. von Dr. Ritter v. Poschinger.
4 Bde. (Leipzig, S. Hirzel. 1882—1884). — Bismarck's Briefe an den
General Leopold v. Gerlach. Herausgeg. von Horst Kohl. (Berlin,
O. Häring) 1896 (jetzt Verlag der J. G. Cottaschen Buchh. Nachf.) —.
Briefe des Generals L. v. Gerlach an Otto v. Bismarck. Herausgeg.
von Horst Kohl. (Stuttgart u. Berlin, J. G. Cotta'sche Buchh. Nachf.
1912.) — Bismarck's Briefe an seine Braut und Gattin. — Bis-
marckbriefe. Herausgeg. von Horst Kohl. (8. Auflage. Bielefeld,
Velhagen & Klasing. 1900.) S. 106 ff. — Aus den Briefen des Grafen
Prokesch 1849—1855. (Wien, C. Gerold's Sohn. 1896.)