Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

108 Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg. 
  
Vertraun Manteuffel's den Posten in Frankfurt angetreten 
hätte und es nicht für ehrlich halten würde, meine Stellung 
zum Könige zum Sturze Manteuffel's zu benutzen, solange 
Letztrer mich nicht in die Nothwendigkeit versetzte, mit ihm zu 
brechen, und daß ich in dem Falle ihm die Fehde und den 
Grund derselben vorher offen ansagen würde. Graf Goltz 
wollte sich damals verheirathen und bezeichnete mir als sein 
nächstes Verlangen den Gesandschaftsposten in Athen. „Man 
soll mir“ setzte er mit Bitterkeit hinzu, „schon einen Posten 
geben und einen guten; davor ist mir nicht bange.“ 
Die scharfe Kritik der Politik Olmütz, die in der That nicht 
so sehr die Schuld des preußischen Unterhändlers als der, um 
das Wenigste zu sagen, ungeschickten Leitung der preußischen 
Politik bis zu seiner Zusammenkunft mit dem Fürsten Schwar- 
zenberg war, und die Schilderung ihrer Folgen, das war die 
erste Waffe, mit welcher Manteuffel von Goltz angegriffen und 
die Sympathie des Prinzen von Preußen gewonnen wurde. 
In dem soldatischen Gefühle des Letztern war Olmütz ein 
wunder Punkt, in Bezug auf welchen nur die militärische und 
royalistische Disciplin dem Könige gegenüber die Empfindung 
der Kränkung und des Schmerzes beherrschte. Trotz seiner 
großen Liebe zu seinen russischen Verwandten, die zuletzt in 
der innigen Freundschaft mit Alexander II. zum Ausdrucke 
kam, behielt er das Gefühl einer Demüthigung, die Preußen 
durch den Kaiser Nicolaus erlitten hatte, und diese Empfin- 
dung wurde um so stärker, je mehr seine Mißbilligung der 
Manteuffel'schen Politik und der östreichischen Einflüsse ihn der 
ihm früher ferner liegenden deutschen Aufgabe Preußens näher 
rückte. 
Im Sommer 1853 schien es, daß Goltz sich seinem Ziele 
nähern, zwar nicht Manteuffel verdrängen, aber doch Mini- 
ster werden werde. Der General Gerlach schrieb mir am 
6. Juli:
	        
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