Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

130 Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg. 
  
zum Frieden gezwungen hätten“1). Es?) würde damit enden, 
daß Rußland, unser alter Freund und Bundesgenosse, ver- 
nichtet oder in gefährlicher Weise geschädigt würde. Unfre, 
von der Vorsehung gegebene Aufgabe sei es, den Frieden 
dictatorisch herbeizuführen und unsern Freund auch gegen seinen 
Willen zu retten. 
In dieser Form etwa hatten Goltz, Albert Pourtales und 
Usedom in ihrer auf den Sturz Manteuffel's berechneten Politik 
die Preußen gegen Rußland zugedachte Rolle dem Prinzen 
annehmbar gemacht, wobei die Abneigung der Prinzessin, seiner 
Gemalin, gegen Rußland ihnen behülflich gewesen sein wird. 
Um ihn aus diesem Gedankenkreise loszumachen, stellte ich 
ihm vor, daß wir absolut keinen eignen Kriegsgrund gegen 
Rußland hätten und kein Interesse an der orientalischen Frage, 
das einen Krieg mit Rußland oder auch nur das Opfer unfrer 
langjährigen guten Beziehungen zu Rußland rechtfertigen könnte; 
im Gegentheil, jeder siegreiche Krieg gegen Rußland unter 
unsrer nachbarlichen Betheiligung belade uns nicht nur mit dem 
dauernden Revanchegefühl Rußlands, das wir ohne eignen 
Kriegsgrund angefallen, sondern zugleich mit einer sehr bedenk- 
lichen Aufgabe, nämlich die polnische Frage in einer für Preußen 
1) Es sind hier offenbar zwei zeitlich aus einander liegende Unter- 
redungen im Bericht zusammengezogen; die Anführungsstriche und der 
Gedankenstrich nach unterliegen, sowie die Anführungsstriche vor 
Alle sollen das Verständniß erleichtern. Vor Sebastopol erschienen 
Franzosen und Engländer am 28. September 1854, am 9. Oktober be- 
gann die Belagerung. Am 25. Oktober wurde Menschikow, der den 
Entsatz versuchte, bei Balaklawa, am 5. November bei Inkerman ge- 
schlagen. Die zweite Unterredung mit dem Prinzen könnte am 14. No- 
vember in Mainz stattgefunden haben; an diesem Tage war Bismarck 
vom Prinzen zum Diner eingeladen. Man vgl. Eigenbrodt, Zum Ver- 
ständniß der Gedanken und Erinnerungen des Fürsten Bismarck, Kreuz- 
zeitung 28., 30., 31. Jan. 1900 (Nr. 46. 48. 50). 
2) Das Folgende gehört möglicher Weise wieder zu dem Gespräch 
vom 4. März 1851.
	        
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