Betheiligung Preußens am Pariser Congreß. 133
ferenzen einzuladen, und daß wir in einer solchen verharren
würden, wenn die Einladung garnicht erfolgt. Es war dieß
meines Erachtens das einzige Mittel, unfre Zuziehung durch-
zusetzen. Nach den mir gestern zugegangnen Instructionen
wollen wir aber d’emblée auf eine Fassung mit mehr oder
weniger Vorbehalt eingehn, die uns und den Bund zur Auf-
rechterhaltung der Präliminarien verpflichtet. Hat man das
erst von uns in Händen, nachdem sogar die Westmächte und
Oestreich bisher nur ein „projet" von Präliminarien unter-
zeichnet haben, warum soll man sich dann noch auf den Con-
ferenzen mit uns bemühn; man wird viel lieber unfre und der
übrigen Mittelstaaten am Bunde gegebne Adhäsion in unfrer
Abwesenheit nach Bedürfniß und Belieben ausbeuten und
benutzen in dem Bewußtsein, daß man nur zu fordern braucht,
und wir geben uns. Wir sind zu gut für diese Welt. Es
kommt mir nicht zu, die Entschlüsse Sr. Majestät und meines
Chefs zu kritisiren, nachdem sie gefaßt sind; (12. Febr.) aber
die Kritik vollzieht sich in mir ohne mein Zuthun; ich habe
die ersten 24 Stunden nach Empfang jener Chamade 9 schlagen-
den Instruction unter fortwährenden Anfällen gallichten Er-
brechens gelitten, und ein mäßiges Fieber verläßt mich keinen
Augenblick. Ich finde nur in der Erinnrung an den Früh-
ling 1848 das Analogon meiner körperlichen und geistigen
Stimmung, und je mehr ich mir die Situation klar mache, um
so weniger entdecke ich etwas, woran mein Preußisches Ehr-
gefühl sich aufrichten könnte. Vor acht Tagen schien mir noch
alles niet= und nagelfest, und ich selbst bat Manteuffel, Oestreich
die Auswahl zwischen zwei für uns annehmbaren Vorschlägen
zu lassen, ließ mir aber nicht träumen, daß Graf Buol sie beide
verwerfen und uns auf seine eigne Vorlage auch die Antwort
vorschreiben werde, die wir zu geben haben. Ich hatte gehofft,
1) Zum Nückzug.