134 Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg.
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daß wir, wie auch schließlich unsre Antwort ausfallen möge,
uns doch nicht gefangen geben würden, bevor unsre Zuziehung
zu den Conferenzen gesichert wäre. Wie stellt sich aber unfre
Lage jetzt heraus? Viermal hat Oestreich in zwei Jahren das
Spiel gegen uns durchgeführt, daß es den ganzen Grund, auf
dem wir standen, von uns forderte und wir nach einigem
Sperren die Hälfte oder so etwas abtraten. Jetzt geht es
aber um den letzten Quadratfuß, auf dem noch eine Preußische
Aufstellung möglich blieb. Durch seine Erfolge übermüthig
gemacht, fordert Oestreich nicht nur, daß wir, die wir uns eine
Großmacht nennen und auf dualistische Gleichberechtigung An-
spruch machen, ihm diesen letzten Rest von unabhängiger Stel-
lung opfern, sondern schreibt uns auch den Ausdruck vor, in
dem wir unfre Abdication unterzeichnen sollen, gebietet uns
eine unanständige nach Stunden bemessene Eile und versagt
uns jedes Aequivalent, welches ein Pflaster für unfre Wunden
abgeben könnte. Nicht einmal ein Amendement in der Er-
klärung, die Preußen und Deutschland geben sollen, getrauen
wir uns entschieden aufzustellen. Pfordten macht die Sache
mit Oestreich ab, indem er glaubt, Preußens Einverständniß
voraussetzen zu dürfen, und wenn Baiern gesprochen hat, so
ist es für Preußen res judicata ). Bei ähnlichen Gelegenheiten
der letzten beiden Jahre stellten wir, wenigstens von Hause
aus, bei den deutschen Höfen ein Preußisches Programm auf,
und keiner von ihnen entschied sich, bevor wir uns nicht mit
Oestreich verständigt hatten. Jetzt verständigt sich Baiern mit
Wien, und wir fügen uns im Rummel mit Darmstadt und
Oldenburg. Damit geben wir das Letzte her, was man einst-
weilen von uns braucht, und hat man den Bundesbeschluß ein-
schließlich des Preußischen Votums erst in der Tasche, so werden
wir bald sehn, wie Buol mit achselzuckendem Bedauern von
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1) Eine entschiedene Sache.