v. Schleinitz als Politiker der Prinzessin. Gegnerschaft der Höfe. 141
und Zeitungsartikeln, die zuweilen ad hoc redigirt worden
waren. Andeutungen, die ich mir gelegentlich gestattete, daß
gewisse Briese auf Veranstaltung der Königin durch Herrn
von Schleinitz hergestellt und beschafft sein könnten, trugen mir
eine sehr scharse Zurückweisung zu. Der König trat mit seinem
ritterlichen Sinne unbedingt für seine Gemalin ein, auch wenn
der Anschein einleuchtend gegen sie war. Er wollte gewisser-
maßen verbieten, dergleichen zu glauben, auch wenn es wahr wäre.
Ich habe es nie für die Aufgabe eines Gesandten bei be-
freundeten Höfen gehalten, jedes verstimmende Detail nach
Hause zu melden; namentlich als ich in Petersburg mit einem
Vertraun beehrt wurde, welches ich fremden Diplomaten in
Berlin zu gewähren für bedenklich gehalten haben würde. Jede
zur Erregung von Verstimmung zwischen uns und Rußland
geeignete Meldung würde bei der damals und in der Regel
antirussischen Politik der Königin zur Lockerung unfrer russischen
Beziehungen ausgenutzt worden sein, sei es aus Abneigung
gegen Rußland und aus vorübergehenden Popularitätsrück-
sichten, sei es aus Wohlwollen für England und in der Vor-
aussetzung, daß Wohlwollen für England und selbst für Frank-
reich einen höhern Grad von Civilisation und Bildung anzeige
als Wohlwollen für Rußland.
Nachdem der Prinz von Preußen im Jahre 1849 als Gou-
verneur der Rheinprovinz seine Residenz dauernd nach Coblenz
verlegt hatte, consolidirte sich allmählich die gegenseitige Stellung
der beiden Höfe von Sanssouci und Coblenz zu einer occulten
Gegnerschaft, in welcher auch auf der königlichen Seite das
weibliche Element mitspielte, jedoch in geringerem Maße als
auf der prinzlichen. Der Einfluß der Königin Elisabeth zu
Gunsten Oestreichs, Baierns, Sachsens ) war ein unbefangner
1) Die Zwillingsschwester der Königin Elisabeth, Amalie, war mit
dem Prinzen (nachmaligem Könige) Johann von Sachsen vermählt; von
den jüngeren Zwillingsschwestern war die eine, Sophie, mit dem Erz-