Verstimmung des Königs gegen Manteuffel. Marquis Moustier. 147
Entgegenkommen für die Westmächte und die östreichischen
Wünsche, während ich, ohne russische Politik zu vertreten, keinen
Grund sah, unsern langjährigen Frieden mit Rußland für
andre als preußische Interessen in Frage zu stellen, und ein
etwaiges Eintreten Preußens gegen Rußland für Interessen,
die uns fern lagen, als das Ergebniß unfrer Furcht vor den
Westmächten und unfres bescheidnen Respects vor England be-
trachtete. Manteuffel vermied es, durch schärfres Vertreten
seiner Auffassung den König noch mehr zu verstimmen oder
durch Eintreten für meine angeblich russische Auffassung die
Westmächte und Oestreich zu reizen, er effacirte sich lieber.
Marquis Moustier kannte diese Stellung, und mein Chef über-
ließ ihm gelegentlich die Aufgabe, mich zur westmächtlichen
Politik und zur Vertretung derselben beim Könige zu bekehren.
Bei einem Besuche, den ich Moustier machte, riß ihn die Leb-
haftigkeit seines Temperaments zu der bedrohlichen Aeußerung
hin: „La politique due vous faites, va vous conduire à Iéna.“
Worauf ich antwortete: „Pourqucoi pas à Leipsic ou à Ros-
bach?" Moustier war eine so unabhängige Sprache in Berlin
nicht gewohnt und wurde stumm und bleich vor Zorn. Nach
einigem Schweigen setzte ich hinzu: „Enfin toute nation a perdu
et gagné des batailles. Je ne suis pas venu pour faire avec
vous un cours d’histoire"“. Die Unterhaltung kam nicht wieder
in Fluß. Moustier beschwerte sich über mich bei Manteuffel,
der die Beschwerde an den König brachte. Dieser aber lobte
mich Manteuffel gegenüber, später auch direct, wegen der rich-
tigen Antwort, die ich dem Franzosen gegeben hatte.
Die leistungsfähigsten Kräfte der Bethmann-Hollweg'’schen
Partei, Goltz, Pourtalss, zuweilen Usedom, wurden durch den
Prinzen von Preußen auch bei dem Könige zu einer gewissen
Geltung gebracht. Es kam vor, daß nothwendige Depeschen
nicht von Manteuffel, sondern von dem Grafen Albert Pour-
talès entworfen wurden, daß der König mir dessen Entwürfe