174 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
Einrichtung merkwürdig, daß die Gesellschaft in drei Klassen
mit Abstufungen in dem Menu speiste und denjenigen Gästen,
die überhaupt speisen sollten, die Zusicherung durch Ueberreichung
einer Karte mit der Nummer beim Eintreten gegeben wurde.
Die Karten der ersten Klasse enthielten auch den Namen der
an dem betreffenden Tische vorsitzenden Dame. Diese Tische
waren auf 15 bis 20 Personen eingerichtet. Ich erhielt beim
Eintreten eine solche Karte zu dem Tische der Gräfin Wa-
lewska und später im Saale noch zwei von zwei andern Patro-
nesses-Damen der Diplomatie und des Hofes. Es war also
kein genauer Plan für die Placirung der Gäste gemacht worden.
Ich wählte den Tisch der Gräfin Walewska, zu deren De-
partement ich als auswärtiger Diplomat gehörte 1). Auf dem
Wege zu dem betreffenden Saale stieß ich auf einen preußischen
Offizier in der Uniform eines Garde-Infanterie-Regiments,
der eine französische Dame führte und sich in lebhaftem Streit
mit einem der kaiserlichen Haushofmeister befand, der beide,
weil sie mit Karten nicht versehn waren, nicht passiren lassen
wollte. Nachdem mir der Offizier auf mein Befragen die
Sachlage erklärt und mir die Dame als eine Herzogin mit
italienischem Titel aus dem ersten Empire bezeichnet hatte,
sagte ich dem Hofbeamten, ich hätte die Karte des Herrn, und
gab ihm eine der meinigen. Der Beamte wollte nun aber die
Dame nicht passiren lassen, ich gab daher dem Offizier meine
zweite Karte für seine Herzogin. Der Beamte bedeutete mich,
omais vous ne passerez pas sans carte“; als ich ihm die dritte
vorgezeigt hatte, machte er ein verwundertes Gesicht und ließ
uns alle drei durch. Ich empfahl meinen beiden Schützlingen,
sich nicht an die Tische zu setzen, die auf den Karten angegeben
waren, sondern zu sehn, wo sie sonst unterkämen, habe auch
1) Ihr Gatte, der Herzog Walewski, wurde 1855 in das Ministerium
des Auswärtigen berufen und leitete 1856 die Verhandlungen des Pariser
Congresses.