182 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
danken vertraut machen, in Friedenszeiten unsern europäischen
Einfluß auf ein Siebzehntel der Stimmen des engern Rathes
im Bunde reducirt zu sehn und im Kriegsfalle mit der Bundes-
verfassung in der Hand allein im Taxis'schen Palais übrig zu
bleiben. Ich frage Sie, ob es in Europa ein Cabinet gibt,
welches mehr als das Wiener ein gebornes und natürliches
Interesse daran hat, Preußen nicht stärker werden zu lassen,
sondern seinen Einfluß in Deutschland zu mindern; ob es ein
Cabinet gibt, welches diesen Zweck eifriger und geschickter ver-
folgt, welches überhaupt kühler und cynischer nur seine eignen
Interessen zur Richtschnur seiner Politik nimmt und welches
uns, den Russen und den Westmächten mehr und schlagendere
Beweise von Perfidie und Unzuverlässigkeit für Bundesgenossen
gegeben hat? Genirt sich denn Oestreich etwa mit dem Aus-
lande jede seinem Vortheil entsprechende Verbindung einzugehn
und sogar die Theilnehmer des Deutschen Bundes vermöge
solcher Verbindungen offen zu bedrohn? Halten Sie den Kaiser
Franz Joseph für eine aufopfernde, hingebende Natur über-
haupt und insbesondre für außeröstreichische Interessen? Finden
Sie zwischen seiner Buol-Bach'schen Regirungsweise und der
Napoleonischen vom Standpunkte des „Prinzips“ einen Unter-
schiedd Der Träger der letztern sagte mir in Paris, es sei
für ihn „qui fais tous les efforts pour sortir de ce systeme de
centralisation trop tendue qui en dernier lieu a pour pivot un
gendarme secrétaire et que je considère comme une des causes
principales des malheurs de la France“!) sehr merkwürdig zu
sehn, wie Oestreich die stärksten Anstrengungen mache, um
hinein zu gerathen. Ich frage noch weiter und bitte Sie, mich
in Antwort nicht mit einer ausweichenden Wendung abzufinden:
1) Der ich alle Anstrengungen mache, um aus diesem System all-
zustraffer Centralisation herauszukommen, das sich an letzter Stelle auf
einen Polizeischreiber stützt und das ich als eine der Hauptursachen der
Unfälle betrachte, die Frankreich betroffen haben.