194 Achtes Kapitel: Besuch in Paris.
lution ein richtiges ist, und ich glaube, daß Sie es auch als
ein solches anerkennen, so muß man es auch in der Praxis
stets festhalten, damit, wenn die Zeit kommt, wo es praktisch
wird, und diese Zeit muß kommen, wenn das Princip richtig
ist, diejenigen, die wie vielleicht bald Oestreich und auch Eng-
land es anerkennen müssen, dann wissen, was sie von uns zu
halten haben. Sie sagen selbst, daß man sich auf uns nicht
verlassen kann, und es ist doch nicht zu verkennen, daß nur
der zuverlässig ist, welcher nach bestimmten Grundsätzen und
nicht nach schwankenden Begriffen von Interessen u. s. w. handelt.
England und in seiner Art Oestreich waren von 1793 bis 1813
völlig zuverlässig und fanden daher immer Verbündete trotz
aller Niederlagen, welche die Franzosen ihnen beibrachten.
Was nun unfre deutsche Politik anbetrifft, so glaube ich,
daß es doch unser Beruf ist, den kleinen Staaten die preußische
Ueberlegenheit zu zeigen und sich nicht Alles gefallen zu lassen,
so in den Zollvereins-Verhältnissen und bei vielen andern
Gelegenheiten, bis zu den Jagdeinladungen, bis zu den Prinzen,
die in unfre Dienste treten u. s. w. Hier, d. h. in Deutsch-
land, ist auch der Ort, wo man Oestreich, wie es mir scheint,
entgegentreten muß; gleichzeitig wäre aber auch jede Blöße
gegen Oestreich zu vermeiden. Dies wäre meine Erwiderung
auf Ihren Brief.
Wenn ich aber noch über unfre außerdeutsche Politik reden
soll, so kann ich es nicht auffallend und auch nicht ängstlich
finden, wenn wir da in einer Zeit isolirt stehen, wo alle Ver-
hältnisse auf den Kopf gestellt sind, England und Frankreich
für jetzt noch so eng verbunden sind, daß Frankreich nicht den
Muth hat, an Sicherheiten gegen die Schweizer Radikalen zu
denken, weil England es übel nehmen könnte, unterdessen aber
dasselbe England in Furcht mit seinen Landungsvorbereitungen
setzt und entschiedene Schritte zu einer russischen Allianz macht;
Oestreich in einem Bunde mit England, was dennoch fort-