Briefwechsel mit Gerlach über Legitimität und Bonapartismus. 213
vermeidet. Beides fehlt bei uns, und warum? weil unsre
Staatsmänner donnent dans le Bonapartisme 7.
Diesen aber zu beurtheilen, haben die Alten einen Vorzug
vor den Jungen. Die Alten auf der Bühne sind hier aber
der König und meine Wenigkeit, die Jungen Flra) Diiavolo)
(Manteuffel) u. s. w., denn F. D. war 1806 bis 1814 im Rhein-
bund und Sie noch nicht geboren. Wir haben aber den Bona-
partismus 10 Jahre practisch studirt; uns ist er eingebläut
worden. Unfre ganze Differenz liegt auch daher, da wir in
der Wurzel einig sind, allein in der verschiedenen Ansicht des
Wesens dieser Erscheinung. Sie sagen, Ludwig XIV. war
auch Eroberer, das Oestreichische Viribus unitis sei auch revo-
lutionär, die Bourbons haben mehr Schuld an der Revolution
als die Bonapartes u. s. w. Sie erklären quod ab initio
vitiosum, lapsu temporis convalescere nequit ?) für einen nur
doctrinär richtigen Satz (ich nicht einmahl dafür, denn aus
jedem Unrecht kann Recht werden und wird es im Lauf der
Zeiten; aus dem wider Gottes Willen eingesetzten Königthum
in Israel ging der Heiland hervor, die so sehr anerkannte Erst-
geburt wird bei Ruben, Absalom u. s. w. durchbrochen, der
mit der Ehebrecherin Bathseba erzeugte Salomo ist der Ge-
segnete des Herrn u. s. w. u. s. w.), aber es ist ein völliges
Verkennen des Wesens des Bonapartismus, wenn Sie den-
selben mit jenen Dingen in einen Topf werfen. Bonaparte,
sowohl Nlapoleon) I. als Nlapoleon) III., haben nicht blos einen
revolutionären unrechtmäßigen Ursprung, wie Wilhelm II.
vielleicht, wie der König Oscar u. s. w., sie sind selbst die in-
carnirte Revolution. Beide, No. I und No. III, haben das
als ein Uebel erkannt und empfunden, beide haben aber nicht
davon losgekonnt. Lesen Sie ein jetzt vergessenes Buch, Re-
lations et Correspondances de Nap. Bonaparte avec Jean Fic-
1) Sich dem Bonapartismus hingeben.
2) S. o. S. 201.