Neuntes Kapitel.
Reisen. Regentschaft.
1.
Im folgenden Jahre, 1856, begann der König sich mir
wieder zu nähern; Manteuffel (vielleicht auch Andre) fürchteten,
ich könnte auf seine und ihre Kosten Einfluß gewinnen. Unter
diesen Verhältnissen machte mir Manteuffel den Vorschlag, ich
solle das Finanzministerium übernehmen, er werde das Prä-
sidium und das auswärtige Ressort behalten, später aber mit
mir tauschen, so daß er als Vorsitzender Finanzminister, ich
Auswärtiger würde. Er that, als ginge der Vorschlag von
ihm aus. Obwohl mir derselbe sonderbar erschien, lehnte ich
nicht grade ab, sondern erinnerte nur daran, daß die Zeitungen,
als ich zum Bundesgesandten ernannt war, den Scherz des
witzigen Dechanten von Westminster über Lord John Rusesell
auf mich angewandt hatten: der Mensch würde auch das Com-
mando einer Fregatte oder eine Steinoperation übernehmen.
Wenn ich Finanzminister würde, so könnten dergleichen Urtheile
mit mehr Geltung auftreten, obschon ich die unterschreibende
Thätigkeit Bodelschwingh's als Finanzminister allenfalls auch
würde leisten können. Es komme alles darauf an, wie lange
das Interimisticum dauern solle. In der That war der Vor-
schlag vom Könige ausgegangen; und als der Manteuffeln
fragte, was er ausgerichtet hätte, antwortete derselbe: „Er
hat mich gradezu ausgelacht.“
Wenn der König mir wiederholt mündlich das Portefeuille
Manteuffel's nicht anbot, sondern zu übernehmen befahl mit
Worten, wie: „Wenn Sie sich an der Erde winden, es hilft