Der Prinz von Preußen als Stellvertreter. Manteuffel's Brief. 227
Manteuffel, der auf seinem Gute den Erfolg des ihm bekannten
Plans abwartete, telegraphisch zu eitiren und durch geeignete
Weisungen den Faden der Intrige zu zerschneiden. Der Prinz
ging darauf ein. Nach Frankfurt zurückgekehrt, erhielt ich fol-
genden Brief Manteuffel's:
„Ew. Hochwohlgeboren benachrichtige ich ergebenst, daß es
meine Absicht ist, nächsten Donnerstag, den 22. ds. M., Mor-
gens früh 7 Uhr von hier nach Frankfurt a. M. zu gehen und
am folgenden Morgen so zeitig als möglich nach Baden-Baden
mich zu begeben. Es würde mir angenehm sein, wenn es
Ew. Hochwohlgeboren convenirte, mich zu begleiten. Wahrschein-
lich werden mich meine Frau und mein Sohn begleiten, welche
zur Zeit noch auf dem Lande sind, aber morgen hier ankommen.
Ich wünsche nicht, daß in Frankfurt von meiner Durch-
reise vorher gesprochen werde, wollte mir aber doch erlauben,
Ew. Hochwohlgeboren durch diese Zeilen ein kleines Aviso zu
geben. «
Berlin, den 20. Juli 1858. Manteuffel.“ )
Der weitre Verlauf der Stellvertretungsfrage erhellt aus
folgendem Briefe Manteuffel's:
„Unfre große Haupt= und Staats-Action ist inmittelst
wenigstens im ersten Akt erledigt. Die Sache hat mir viel
Sorge, Unannehmlichkeit und unverdienten Verdruß gemacht.
Noch gestern habe ich darüber von Gerlach einen ganz empfind-
lichen Brief erhalten?). Er glaubt, daß damit die Souve=
ränetät halb zum Fenster hinausgeworfen sei. Ich kann das
beim besten Willen nicht erkennen, meine Vorstellung von der
Sache ist folgende:
Wir haben einen dispositionsfähigen, aber regierungsun-
fähigen König; derselbe sagt sich selbst und muß sich sagen,
1) Vgl. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen II 272f.
2) Vgl. Manteuffel, Denkwürdigkeiten III 326 f.