Manteuffel's Schreiben über die Nothwendigkeit der Regentschaft. 229
die man vielleicht im allgemeinen Interesse, sowie in demjenigen
dieser Herren verhindern könnte.
Westphalen's Entlassung gerade im gegenwärtigen Mo-
mente 0 ist mir sehr unerwünscht gewesen. Einmal schon hatte
ich, als er selbige verlangte, sie gehindert. Jetzt wollte der
Prinz sie ihm aus ganz freier Entschließung und ohne seinen
Antrag ertheilen und schickte mir ein darauf bezügliches Privat-
schreiben an Westphalen mit dem Befehle, sofort die Ausferti-
gung vorzulegen ?). Ich that letzteres indeß nicht und sandte
auch das eigenhändige Schreiben nicht ab, sondern machte beim
Prinzen Gegenvorstellungen bezüglich der Opportunität des
Momentes, Gegenvorstellungen, welche nach nicht geringer
Mühe auch durchschlugen. Ich ward ermächtigt, die Maßregel
wenigstens aufzuhalten und den Brief bei mir liegen zu lassen.
Da schrieb Westphalen am 8. d. Mts. an den Prinzen sowohl
wie an mich ein ganz wunderbares Schreiben "), worin er mit
Zurücknahme früherer Erklärungen seine Contrasignatur der
zu erlassenden und bereits festgestellten Ordres davon ab-
hängig machte, daß auch noch die vom Prinzen zu erlassenden
Ordres speciell dem Könige zur Genehmigung vorgelegt wür-
den, ein Verlangen, welches in der That mit Rücksicht auf
den in den letzten Tagen verschlimmerten geistigen Zustand
des Königs an Widersinnigkeit grenzte. Da verlor der Prinz
die Geduld und machte mir Vorwürfe, nicht sogleich sein
Schreiben abgeschickt zu haben, und die Sache war nun
nicht mehr zu halten. Flottwell's Wahl!") ist ohne all-'
mein Zuthun aus dem Prinzen selbstständig hervorgegangen,
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) Am 9. October 1858.
2) Schreiben des Prinzen an Westphalen vom 6. October sammt dem
begleitenden Schreiben an Manteuffel s. in Manteusfel, Denkwürdig-
keiten III 319 f.
2) Manteuffel, Denkwürdigkeiten III 325.
!) Zum Minister des Innern; bisher Oberpräsident von Brandenburg.