Gewaltthaten gegen ungetreue Beamte. Ausflug nach Moskau. 263
commis l'avait trahi, les fit noyer tous les quatre dans le
Danube moyennant un bateau à soupape 7.“
Vom Ersäufen war auch die Rede in einer scherzenden
Unterhaltung, die ich 1853 oder 1854 mit dem russischen Ge-
sandten in Berlin, Baron von Budberg, hatte. Ich erwähnte,
daß ich einen Beamten im Verdacht hätte, bei den ihm auf-
getragnen Geschäften das Interesse eines andern Staates zu
vertreten. Budberg sagte: „Wenn der Mann Ihnen unbequem
ist, so schicken Sie ihn nur einmal bis an das Aegäische Meer,
dort haben wir Mittel, ihn verschwinden zu lassen“ — und
fuhr auf meine etwas ängstliche Frage: „Sie wollen ihn doch
nicht ersäufen?“ lachend fort: „Nein, er würde im Innern
Rußlands verschwinden, und da er anstellig zu sein scheint,
später als zufriedner russischer Beamter wieder zum Vorschein
kommen.“
4.
In der ersten Hälfte des Juni 1859 machte ich einen kurzen
Ausflug nach Moskau2). Bei diesem Besuche der alten Haupt-
stadt, der in die Zeit des italienischen Kriegs fiel, war ich
Zeuge einer merkwürdigen Probe von dem damaligen Hasse
der Russen gegen Oestreich. Während der Gouverneur Fürst
Dolgoruki mich in einer Bibliothek umherführte, bemerkte ich
auf der Brust eines subalternen Beamten unter vielen mili-
tärischen Decorationen auch das eiserne Kreuz. Auf meine
Frage nach dem Erwerb desselben nannte er die Schlacht von
Kulms), nach welcher Friedrich Wilhelm III. eine Anzahl
etwas abweichend gestalteter eiserner Kreuze an russische Sol-
1) Da Kaunitz nicht ermitteln konnte, welcher von seinen vier Be-
amten ihn verrathen hatte, ließ er sie alle vier in der Donau ertränken
mittels eines mit Fallboden versehenen Bootes.
2) Vgl. Briefe aus Moskau an die Gattin vom 6. bis 8. Juni 1859,
S. 435 ff.
2) 29. und 30. August 1813.