Zwölftes Kapitel.
Rückblick auf die preußische Politik.
Die Königliche Autorität hatte bei uns unter dem Mangel
an Selbständigkeit und Energie unsrer auswärtigen und na-
mentlich unfrer deutschen Politik gelitten; in demselben Boden
wurzelte die Ungerechtigkeit der bürgerlichen Meinung über die
Armee und deren Offiziere und die Abneigung gegen militä-
rische Vorlagen und Ausgaben. In den parlamentarischen
Fractionen fand der Ehrgeiz der Führer, Redner und Minister-
Candidaten Nahrung und Deckung hinter der nationalen Ver-
stimmung. Klare Ziele hatten unfrer Politik seit dem Tode
Friedrich's des Großen entweder gefehlt, oder sie waren un-
geschickt gewählt oder betrieben; letztres von 1786 bis 1806,
wo unfre Politik planlos begann und traurig endete. Man
entdeckt in ihr bis zum vollen Ausbruch der französischen Re-
volution keine Andeutung einer national-deutschen Richtung.
Die ersten Spuren einer solchen, die sich im Fürstenbunde ,
in den Ideen von einem preußischen Kaiserthum, in der De-
marcationslinie ), in der Erwerbung deutscher Landstriche
1) Von 1785; den Grundstock bildete der zwischen Preußen, Kur-
sachsen und Hanover abgeschlossene Vertrag vom 3. Juli 1785 zum
Schutze der Reichsverfassung und der den Territorialfürsten zustehenden
Rechte gegen östreichische Vergewaltigung.
2:) Vom 17. Mai 1795. Nach den zwischen Frankreich und Preußen
zu Basel getrossenen Abreden sollten die nord= und mitteldeutschen Ge-
biete durch eine Demarcationslinie von dem noch zu Recht bestehenden
Kriege des Reichs gegen Frankreich unter dem Schutze Preußens aus-
geschlossen werden, falls sie sich verpflichteten, ihre Contingente zurück.