Schreiben des Kronprinzen. Indiscretionen der Times. 367
einstimmung, wie man sagt, mit Ihrer K. H. der Prinzessin,
schrieb eine feste Antwort auf dieses Verlangen. Er weigerte
sich, irgend etwas zurückzunehmen, bot die Niederlegung seines
Commandos und seiner Würden an und bat um Erlaubniß,
sich mit seiner Frau und Familie an einen Ort zurückzuziehn,
wo er frei von dem Verdacht sein könne, sich auf irgend eine
Weise in Staatsangelegenheiten zu mischen. Dieser Brief, sagt
man, sei ausgezeichnet, und der Prinz sei glücklich zu preisen
im Besitz einer Gattin, welche nicht nur seine liberalen Ansichten
theilt, sondern auch im Stande ist, ihm in einem wichtigen und
kritischen Augenblicke seines Lebens so viel Beistand zu leisten.
Man könne sich nicht leicht eine schwierigere Stellung denken
als die des Prinzlichen Paares ohne jeden Rathgeber, mit einem
eigenwilligen Souverain und einem verderblichen Cabinet auf
einer Seite und einem aufgeregten Volke auf der andern.“
Die Nachforschungen nach dem Vermittler dieses Artikels
haben zu keinem sichern Ergebnisse geführt. Eine Reihe von Um-
ständen ließ den Verdacht auf den Legationsrath Meyer fallen.
Die ausführlichern Mittheilungen an die „Grenzboten“ und die
„Süddeutsche Post“ des Abgeordneten Brater scheinen durch
einen kleinen deutschen Diplomaten) gegangen zu sein, der das
Vertraun der Kronprinzlichen Herrschaften besaß, behielt und
ein Vierteljahrhundert später durch indiscrete Veröffentlichung
ihm anvertrauter Manuseripte des Prinzen mißbraucht hat.
Der Versicherung des Kronprinzen, um diese Veröffentlichung
nicht gewußt zu haben, habe ich nie einen Zweifel entgegen-
gebracht, auch nicht, nachdem ich gelesen, daß er in einem Briefe
an Max Duncker vom 14. Julikk) geschrieben hat, er wäre
wenig überrascht, wenn man sich Bismarckischer Seits in Besitz
von Abschriften des Briefwechsels zwischen ihm und dem Könige
zu setzen gewußt hätte.
#+X A. a. O. (Haym) S. 308.
1) Gesscken.