380 Siebzehntes Kapitel: Der Frankfurter Fürstentag.
Die Sache kann in dieser Viertelstunde vor sich gehn, ich bitte
Sie nur um Erlaubniß, in wenigen Zeilen die Entstehung des
Streites zu Papier zu bringen, und erwarte von Ihnen, daß
Sie diese Aufzeichnung mit mir unterschreiben werden, da ich
meinem Könige gegenüber nicht als ein Raufbold erscheinen
möchte, der die Diplomatie seines Herrn auf der Mensur führt.“
Damit begann ich zu schreiben, mein College ging mit raschen
Schritten hinter mir auf und ab, während ich schrieb. Während
dessen verrauchte sein Zorn, und er kam zu einer ruhigern Be-
trachtung der Lage, die er herbeigeführt hatte. Ich verließ ihn
mit der Aeußerung, daß ich Herrn von Oertzen, den mecklen-
burgischen Gesandten, als meinen Zeugen zu ihm schicken würde
um das Weitre zu verhandeln. Oertzen legte den Streit ver-
söhnlich bei.
Es ist auch von Interesse, zu erwähnen, wie es kam, daß
ich späterhin das Vertraun dieses zornigen, aber ehrliebenden
Herrn und vielleicht, als wir Beide Minister geworden waren,
seine Freundschaft erworben habe. Bei einem geschäftlichen
Besuche, den ich ihm machte, verließ er das Zimmer, um seinen
Anzug zu wechseln, und überreichte mir eine Depesche, die er
eben von seiner Regirung erhalten hatte, mit der Bitte, sie
zu lesen. Ich überzeugte mich aus dem Inhalt, daß Rechberg
sich vergriffen und mir ein Schriftstück gegeben hatte, das zwar
die fragliche Sache betraf, aber nur für ihn bestimmt und offen-
bar von einem zweiten ostensiblen begleitet gewesen war. Als er
wieder eingetreten war, gab ich ihm die Depesche zurück mit der
Aeußerung, er habe sich versehn, ich würde vergessen, was ich
gelesen hätte; ich habe in der That vollkommnes Schweigen über
sein Versehn beobachtet und in Berichten oder Gesprächen von
dem Inhalt des geheimen Schriftstücks und seinem Versehn
keinen auch nur indirecten Gebrauch gemacht. Seitdem behielt
er Vertraun zu mir.
Die Versuche zur Zeit des Ministeriums Rechberg würden,