410 Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
Sicherheit des vertragsmäßigen Verfassungsrechtes auch dann
volles Vertraun haben können, wenn ich nicht mehr die Ehre
habe, dem Reiche als Kanzler zu dienen.
In tiefer Ehrfurcht verharre ich
Eurer Majestät
unterthänigster Diener
v. Bismarck.
Friedrichsruh, 2. Juni 1876.
Eure Moajestät haben, wie Baron Werthern mir schreibt,
die Gnade gehabt, mir auch in diesem Jahre für den Besuch
von Kissingen Equipage aus Allerhöchstdero Marstall zur Ver-
fügung zu stellen. Ich hoffe, daß es mir möglich sein wird,
dem Rathe der Aerzte zu folgen und auch in diesem Sommer
die Heilung zu suchen, wo ich sie vor 2 Jahren, wie Eure
Mojestät dessen in der Allerhöchsten Ordre vom 29. April so
huldreich gedenken, gefunden habe.
Die türkischen Angelegenheiten sehn bedrohlich aus und
können dringliche diplomatische Arbeit erfordern: aber unter
allen europäischen Mächten wird Deutschland immer in der
günstigsten Lage bleiben, um sich aus den Wirren, mit welchen
eine orientalische Frage den Frieden bedrohn kann, dauernd
oder doch länger als andre fern halten zu können. Ich gebe
daher die Hoffnung nicht auf, daß es mir möglich sein werde,
Kissingen in einigen Wochen zu besuchen, und bitte Eure
Majestät ehrfurchtsvoll, meinen allerunterthänigsten Dank für
Allerhöchstdero huldreiche Fürsorge in Gnaden entgegennehmen
zu wollen.
v. Bismarck.
Es gereicht mir zu aufrichtiger Freude, daß die in Ihren
werthen Zeilen vom 2. dieses Monats ausgesprochene Hoff-
nung, Kissingen zu besuchen, sich nun erfüllt hat.
Von Herzen begrüße ich Sie in meinem Lande und gebe