Aus dem Briefwechsel Bismarck's mit Ludwig von Baiern. 413
nicht zu versichern, daß Ihre mächtigen Anstrengungen zur Er-
haltung des Friedens von meinen wärmsten Sympathien und
unbegränztem Vertrauen begleitet sind. — Möge der glückliche
Erfolg der deutschen Politik und der Dank der deutschen Fürsten
und Stämme Sie, mein lieber Fürst, im Besitze Ihrer vollen
Gesundheit und Rüstigkeit finden.
Mit diesem innigen Wunsche verbinde ich die herzlichsten Grüße
und die Versicherung wahrer Hochachtung und festgewurzelten
Vertrauens, womit ich, mein lieber Fürst, stets verbleibe
Hohenschwangau, den 16. Juli 1876.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.
Kissingen, 29. Juni 1877.
Die vielen Geschäfte bei der Cur waren unvermeidlich, weil
der Reichstag durch die Schwierigkeiten, die er bezüglich meiner
Vertretung machte und gegen die aufzutreten ich damals nicht
gesund genug war, mich nöthigte, die Contrasignaturen auch
im Urlaub beizubehalten. Es war dies eins der Mittel, durch
welche die Mehrheit im Reichstage die Einführung jener In-
stitution zu erkämpfen sucht, welche sie unter der Bezeichnung
„verantwortlicher Reichsminister“ versteht, und gegen die ich
mich jederzeit abwehrend verhalte, nicht um der alleinige Minister
zu bleiben, sondern um die verfassungsmäßigen Rechte des
Bundesraths und seiner hohen Vollmachtgeber zu wahren.
Nur auf Kosten der letztern könnten die erstrebten Reichs-
ministerien geschäftlich dotirt werden, und damit würde ein
Weg in der Richtung der Centralisirung eingeschlagen, in der
wir das Heil der deutschen Zukunft, wie ich glaube, vergebens
suchen würden. Es ist, meines unterthänigsten Dafürhaltens,
nicht nur das verfassungsmäßige Recht, sondern auch die poli-