Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Erster Band. (1)

Erklärung v. 2. Apr. 1848. Das Recht d. freien Meinungsäußerung. 37 
  
„Eure Wohlgeboren 
haben in die heutige Nummer Ihrer Zeitung einen „Aus der 
Altmark“ datirten Artikel ausgenommen, der einzelne Perfön- 
lichkeiten verdächtigt, indirect auch mich, und ich stelle daher 
Ihrem Gerechtigkeitsgefühl anheim, ob Sie nachstehende Er- 
widerung aufnehmen wollen. Ich bin zwar nicht der in jenem 
Artikel bezeichnete Herr, welcher von Potsdam nach Stendal 
gekommen sein soll, aber ich habe ebenfalls in der vorigen 
Woche den mir benachbarten Gemeinden erklärt, daß ich den 
König in Berlin nicht für frei hielte, und dieselben zur Ab- 
sendung einer Deputation an die geeignete Stelle aufgefordert, 
ohne daß ich mir deshalb die selbstsüchtigen Motive, welche 
Ihr Correspondent anführt, unterschieben lassen möchte. Es ist 
1) sehr erklärlich, daß jemand, dem alle mit der Person des 
Königs nach dem Abzug der Truppen vorgegangnen Ereignisse 
bekannt waren, die Meinung fassen konnte, der König sei nicht 
Herr, zu thun und zu lassen, was er wollte; 2) halte ich jeden 
Bürger eines freien Staates für berechtigt, seine Meinung 
gegen seine Mitbürger selbst dann zu äußern, wenn sie der 
augenblicklichen öffentlichen Meinung widerspricht: ja nach den 
neusten Vorgängen möchte es schwer sein, jemand das Recht 
zu bestreiten, seine politischen Ansichten durch Volksaufregung 
zu unterstützen; 3) wenn alle Handlungen Sr. Moajestät in den 
letzten 14 Tagen durchaus freiwillig gewesen sind, was weder 
Ihr Correspondent noch ich mit Sicherheit wissen können, was 
hätten dann die Berliner erkämpft? Dann wäre der Kampf 
am 18. und 19. mindestens ein überflüssiger und zweckloser ge- 
wesen und alles Blutvergießen ohne Veranlassung und ohne 
Erfolg; 4) glaube ich die Gesinnung der großen Mehrzahl der 
Ritterschaft dahin aussprechen zu können, daß in einer Zeit, 
wo es sich um das sociale und politische Fortbestehn Preußens 
handelt, wo Deutschland von Spaltungen in mehr als einer 
Richtung bedroht ist, wir weder Zeit noch Neigung haben,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.