Damaliges Parteileben. Drei-Königs-Bündniß. 67
starken Monarchen wie Friedrich Wilhelm's IV. hinreichte, der
ganzen deutschen Bewegung durch Ablehnung der Kaiserkrone
die Spitze abzubrechen, und daß die sporadischen Aufstände, die
demnächst für die Durchführung nationaler Wünsche ausbrachen,
von der Königlichen Gewalt mit Leichtigkeit unterdrückt wurden.
Die günstige Situation, welche für Preußen in der kurzen
Zeit von der Niederlage des Fürsten Metternich in Wien ½)
bis zum Rückzuge der Truppen aus Berlin ) bestanden hatte,
erneuerte sich, wenn auch in schwächern Umrissen, dank der
Wahrnehmung, daß der König und sein Heer nach allen Miß-
grifsen noch stark genug waren, den Aufstand in Dresden
niederzuwerfen ) und das Drei-Königsbündniß") zu Stande
zu bringen. Eine schnelle Ausnutzung der Lage im nationalen
Sinne war vielleicht möglich, setzte aber klare und praktische
Ziele und entschlossenes Handeln voraus. Beides fehlte. Die
günstige Zeit ging verloren mit Erwägungen von Einzelheiten
der künftigen Verfassung, unter denen eine der breitesten Stellen
die Frage von dem Gesandschaftsrecht der deutschen Fürsten
neben dem des Deutschen Reiches einnahm 3). Ich habe da-
mals in den mir zugänglichen Kreisen am Hofe und unter den
Abgeordneten die Ansicht vertreten, daß das Gesandschaftsrecht
nicht die Wichtigkeit habe, die man ihm beilegte, sondern der
Frage von dem Einflusse der einzelnen Bundesfürsten im Reiche
oder im Auslande untergeordnet sei. Wäre der Einfluß eines
solchen auf die Politik gering, so würden seine Gesandschaften
im Auslande den einheitlichen Eindruck des Reiches nicht ab-
schwächen können; bliebe sein Einfluß auf Krieg und Frieden,
auf die politische und finanzielle Leitung des Reiches oder auf
1) 13. März 1848.
2) 19. März 1848.
2:) 9. Matl 1849.
!) 26. Mai 1849.
5) Vgl. Bismarck's Aeußerung in der Reichstagsrede vom 8. März
1878, Politische Reden VII 184 f.