Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Russischer Feldzug von 1812. 95 
worden, aber auch so giengen sie jenseits Dorogobusch im Tumult 
eines plötzlichen Aufbruchs verloren. Zu den Schrecken des 
Hungers gesellte sich die Kälte. In Smolensk, 9. November, 
fand Thielmann das Freiherrndiplom und das Commandeur- 
kreuz des Heinrichsordens für sich vor, sowie die königliche 
Bestätigung aller von ihm vorgeschlagenen Belohnungen und 
Auszeichnungen, deren Empfänger derselben zum größten Theil 
nicht mehr bedurften 1). Aber das die Armee mit gänzlicher 
Umzingelung bedrohende Vordringen Wittgensteins von Norden, 
Tschitschagoffs von Süden gestattete nicht die ersehnte Rast. 
Kurz hinter Smolensk mußte trotz Thielmanns dringender 
Gegenvorstellungen die sächsische Brigade acht Offiziere und 
fünf Unterofflziere, das polnische Regiment drei Offiziere und 
zehn Mann zu einer unter Latours Befehl aus den noch 
brauchbaren Resten des 4. Reitercorps zu bildenden Truppe 
abgeben, die hauptsächlich den Vorpostendienst versehen sollte. 
Ebenso rergeblich suchte er beim Kaiser persönlich den Befehl 
auszuwirken, mit den bei diesem Corps nicht eingetheilten 
Offizieren behufs der Reorganisation der sächsischen Reiterei in 
die Heimat geschickt zu werden; vielmehr stellte dieser dieselben 
1) Thielmann an den König, Smolensk, 9. November: „Was ich 
Ew. Moj. über die uns bevorstehende traurige Aussicht einer gänglichen 
Auflösung befürchten lassen mußte, ist nunmehr leider eingetreten, und die 
beiren Regimenter sind nicht allein zu Fuß, sondern wegen Mangel an 
Verpflegung, wegen der Unmsglichkeit, daß die zu Fuß seienden gänglich 
erschöpften Mannschaften den noch mit dem 4. Corps der Kavalerie 
marschierenden Offizieren solgen können, als gänzlich ausfgelöst zu betrach- 
ten, und mein einziger Trost ist, daß ich dieses Schicksal mit aller Ubrigen 
Kavalerie theile, indem dieses 4te anfänglich 6500 Mann starke Corps 
heute aus ungefähr 50 Pferden besteht. Die Arrtillerie mar- 
schiert mit anderer zusammen aber nicht unter meinen Befehlen. Ich 
sehe selbige bereits als verloren an, da jedes Canon nur noch mit zwei 
Pierden bespannt ist und alle Pulverwagen bis auf einen läugst verbronnt 
oder in die Luft gesprengt worden sind. Die Pferde der Osffiziere fallen 
nunmehr gleich denen der Gemeinen. Ich selbst habe bereits meine besten 
verloren und sange an für das Fortkommen meiner eigenen Person be- 
sorgt zu werden.“ (Acten des königl. sächs. Kriegsministeriums.)
	        
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