Wiprecht von Groitzsch. 97
von 1076 Ansprüche herleitete, welche jetzt sein Eidam zur Gel-
tung bringen sollte und wirklich auch gebracht hat, da seine
Gemahlin Judith, zu deren Schutze er das jetzt unbekannte
Schloß Sworz gebaut hatte, 1108 in Budissin wohnte. Denn
als nach Ekbert II. Heinrich von Eilenburg die Mark erhielt,
sind wahrscheinlich Wratislavs ältere Ansprüche damit ausge-
glichen worden, daß seinem Eidam der Besitz dieser beiden Land-
schaften bestätigt und gesichert wurde.
Von hier an vollzog sich aber Wiprechts allmählicher Ab-
fall von der kaiserlichen zur Gegenpartei. Daß er, der
ohnchin wie der ganze Anhang des Kaisers im Bann der
Kirche lag, in einer jener Fehden mit seinen Nachbarn sein
Gewissen durch die Einäscherung der Jacobskirche in Zeiz, in
die seine Geguer sich geworfen, belastet hatte, benutzten Erz-
bischof Hartwig von Magdeburg und Bischof Werner von Merse-
burg, ihn zu einer Wallfahrt nach Rom zu bestimmen, von
wo ihn der Papst zu dem Grabe des beleidigten Heiligen
nach Compostella wies, indem er ihm zugleich befahl, zur
Sühne seines Frevels dem Heiligen, dessen Daumen er ihm
mitgab, ein reiches Stift zu bauen. So kehrte er zurück und
gründete in dem merseburger Sprengel das wichtige Kloster
Pegau und trug selbst 12 Körbe Steine an die 12 Ecken des
Gebäudes, 1092. Drei Bischöfe weiheten den Grund. Wra-
tislav hatte reichlich beigesteuert, 1096 wurde es geweiht und
mit Mönchen aus Schwarzach besetzt. Fränkische Kolonisten
legten eine Menge neuer Dörfer und Weiler an und durften
jedes nach ihrem Namen nennen. Die Gründung des pegauer
Klosters ist also keineswegs allein aus den Gewissensscrupeln
Wiprechts herzuleiten, sondern war zugleich zu einem guten
Theile das Resultat seiner Aussöhnung mit der päßstlichen
Partei. Daß diese noch nicht seinen förmlichen Abfall vom Kaiser
herbeiführte, lag in seiner engen Verbindung mit dem böhmischen
Herzogshause. Ossen aber tritt sic in jenen traurigen Tagen
hervor, wo König Heinrich Aufruhr gegen den eigenen Vater
erhob. Als der Kaiser vor seinem Sohne nach Böhmen floh
und von Herzog Borivoi. sicheres Geleite nach Sachsen ver-
langte, übergab ihn derselbe auf dem. Kamm des Erzgebirges
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. I. 7
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