Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

und Herzog Wilhelm III. nach dem Bruberkriege. 893 
Friedrich, seinem muthmaßlichen Erben, erklären läßt. Auch 
wurde bei der Aussöhnung (1451) diese Bestimmung wiederum 
verändert. Aber bald, etwa seit 1455, schien es, als sollten 
die Tage Albrechts des Entarteten und der eisenberger Kuni- 
gunde zurückkehren. Denn auch ihn hatte eine schöne Buhlerin, 
Katharina von Brandenstei#, Tochter Eberhards von Branden- 
stein und Wittwe eines fränkischen Ritters von Heßberg, so 
gefesselt, daß er seiner würdigen Gemahlin überdrüssig wurde 
und auf Schloß Roßla am liebsten mit seiner „Käthe"“ hausete. 
Die fürstliche Gemahlin wurde mit zwei Damen und einem 
alten Hofmarschall nach Eckardsberg verwiesen, dort vor dem 
Anblick der Welt entfernt gehalten. Und doch war sie es 
selbst, welche ihren Gemahl vertheidigte und Alles für vitz- 
thumsche Ligen ausgäb, als König Ladislaus, ihr Bruder, ihn 
darüber zur Rede stellte. Als ihr einstmals geträumt, Wilhelm 
sei wieder freundlich gegen sie, erflehte sie von ihrem Marschall 
die Erlaubniß, nach Roßla zum Herzog zu fahren, wurde 
aber von diesem auf der Brücke mit dem Holzschuh ins Gesicht 
geworfen und blutig zurückgeschickt. Es war ein Traum ge- 
wesen. Aus Gram verstarb die edle Dulderin am 13. No- 
vember 1462, und nun ließ sich der Herzog seine roßlaer Käthe 
zu Weimar, mit Einwilligung der Stammesvettern und erb- 
verbrüderten Häuser, in Gegenwart vieler Fürsten; vom Erz- 
bischof von Magdeburg feierlich antrauen. Nur die größte 
Verblendung ließ den Herzog kaum bemerken, wie sie, die Un- 
würdige der Ehren, es auch mit andern Edelleuten hielt, vom 
ganzen Hof verachtet und mit stark bezeichnenden Titeln und 
Beschimpfungen behandelt wurde. Als ein Vertrauter den 
Herzog auf seine eigenen Leebschaften mit ihr sehr deutlich auf- 
merksam machte, rief er freilich zornig aus: „da schlage St. 
Urban Veitstanz dazu!“ und wollte seinen Nebenbuhler er- 
morden, aber von seiner Liebe wurde er nicht geheilt. Sie 
blieb doch seine „durchlauchtigste und hochgeborne Fürstin“. 
Wie gut wußte der Landgraf Heinrich von Hessen auf der mar- 
burger Fastnacht 1466 diese Schwäche Wilhelms zu benutzen! 1) 
1) Üüber Marburg s. Rommel, Geschichte von Hessen III, 1. 
S. 28 und Anmerkk. S. 15. Die Hauptstelle über Katharina aus einer
	        
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