Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

682 Kurfürst Friedrich Augußt III. 
Was aber für Sachsen ein Grund des Zögerns und Hin- 
haltens, das war für Preußen ein Grund mehr, das begonnene 
Werk zu beschleunigen. Um Sachsens Bedenklichkeiten zu be- 
schwichtigen, gab Hangwitz die Garantie Hannovers preis, lehnte 
aber die Beiziehung Osterreichs und Rußlands ab und wünschte 
vor allem nur den Allianztractat ins Reine zu bringen, die Neu- 
gestaltung der norddeutschen Bundesverfassung auf spätere Zeit 
verschiebend. Letzteres war um so natürlicher, als man über 
das dabei zu befolgende Princip in Berlin selbst noch nicht im 
Neinen war. Erst Mitte August ging hier aus den Verhand- 
lungen mit Hessen, als ein Compromiß zwischen dem zweiten 
Entwurfe Hänleins und dem Lombards, der definitive Vertrag 
über den norddeutschen Bund hervor, der, da letzteres zugestan- 
den erhalten hatte was es begehrte, am 20. August von beiden 
mit Vorbehalt der sächsischen Beistimmung vollzogen wurde. 
Der König von Preußen sollte danach auf Einladung Sachsens 
und Hessens die Würde eines Kaisers von Norddentschland 
annehmen, die beiden Kurfürsten dagegen sollten sich als 
Könige proklamiren, die Herzöge von Mecklenberg = Schwerin, 
Weimar, Braunschweig und Oldenburg zu Großherzogen er- 
hoben, zu Gunsten Sachsens Schwarzburg, der sächsische Antheil 
an Henneberg und das nördliche Neuß mediatisirt werden, 
während Preußen sich mit dem südlichen Theile von Neuß 
begnügte. Ein Separatartikel fügte hinzu: falls eines oder das 
andere der genannten Mitglieder deu Beitritt verweigern sollte, 
so vereinigen sich die drei paciscirenden Höfe jede solche Trennung 
von dem gemeinschaftlichen Interesse als ganz unzulässig anzu- 
sehen und zu erklären, daß derjenige Landesherr, welcher sich 
weigere, seiner sonverainen Rechte für verlustig erklärt werden 
müsse, welche sodann an denjenigen der drei Höfe fallen sollen, 
in dessen Kreise die sich ausschließenden Lande liegen 1). Es 
spiegelt sich die Hast und Unsicherheit, die sich der preußischen 
Staatsmänner zu bemächtigen anfing, darin ab, daß Haugwitz 
den Grafen Görtz der Wahrheit zuwider zu der Meldung nach 
1) Schmidt a. a. O., S. 470 ff.
	        
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