3. Kapitel. Die Wirkungen des vervollkommneten Verkehrswesens. 43
einzelnen Volkswirtschaften in den internationalen wirtschaftlichen Ver-
kehr nicht nur — wie schon erwähnt — für die Gütererzeugung, sondern
auch für den Handel, insbesondere für den Großhandel in groben Welt-
waren und in Wertpapieren, die Gefahr einer Beeinträchtigung durch
wirischaftliche Störungen in irgendwelchen wichtigen Gebieten er-
höbt bat.
Im ganzen hat die Verkehrsvervollkommnung das Arbeitsfeld des
Kaufmanns erweitert und die Ausdehnung des Handels begünstigt. Dem
steht nicht entgegen, daß an manchen einzelnen Stellen durch das verbesserte
Verkehrswesen die Vermittelung des Handels entbehrlich geworden ist.
In vielen Fällen wendet sich heute der Abnehmer allein oder durch
Vermittelung bestimmter Vereinigungen unmittelbar an den Gütererzeuger,
in vielen andern übernimmt der Gütererzeuger, wiederum allein oder
durch Vermittelung bestimmter Vereinigungen, selbst den unmittelbaren
Vertrieb an die Verbraucher usw. Diese Verdrängung des Handels
betrifft in erbeblichem Mabe den in den Städten ansässigen Kleinhandel.
Von diesem ist der am gleichen Orte wohnende Verbraucher überhaupt
unabhängiger geworden, und sehr oft werden gewisse Dinge, die man
bei auswärtigen Geschäften besser und billiger erhalten zu können
glaubt, mit Hilfe der Post von anderswoher bezogen. Für den ansässigen
Kleinbandel liegt darin ein Sporn, durch allseitig gute Bedienung sich
die Kundschaft zu erhalten. Entbebrlich wird der Kleinhandel durch
solche Vorgänge keineswegs. Sie betreffen immer nur einzelne Waren.
Für die Hauptmasse seiner Bedarfsgegenstände ist der Verbraucher nach
wie vor auf den Kleinhandel, wenn auch nicht immer in der her-
gebrachten Form, angewiesen.
Der Wanderhandel im kleinen, der Hausierhandel, ist aus seiner
früheren Bedeutung durch das heutige Verkehrswesen berausgedrängt,
auch der Jahrmarkts- und Meßhandel bat wesentlich von seiner früheren
Bedeutung verloren, ohne indes ganz verschwunden zu sein. Bei ge-
wissen Verkaufsgegenständen, z. B. Pferden, Vieh u. dgl., spielt die Vor-
führung der Ware an bestimmten Tagen und Orten immer noch eine
nennenswerte Rolle. Auf der anderen Seite hat das neue Verkehrswesen
das Aufkommen einer neuen Form des Wanderhandels im gröberen Stile
in Gestalt der Wanderlager und Wanderversteigerungen ermöglicht, die
im ganzen als nicht notwendig und auch nicht als nützlich anzusehen
und deshalb in geeigneter Weise zurückzudämmen ist.
Der eigentliche Großbhandel hat im ganzen eher eine Stärkung als
eine Schwächung erfahren. Zwar ist seine Vermittelung an manchen
Stellen durch die großen Verbände der Gütererzeuger bei Seite gedrängt,
auch wird er von den Kleinhündlern bei Waren einheimischer Erzeugung
häufig umgangen; er bhat aber dafür ein großes Arbeitsfeld gesunden
dadurch, dab sich der Verbrauch mit steigender Entwickelung des Ver-