Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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Partei Hoch verrat unter dem Schutze ihrer Immunität betrieben 
haben. Da sie trotz des gegen sie vorliegenden Belastungsmaterials 
von der Regierung nicht angefaßt wurden, so war die Versuchung, 
den ersten Fehlschlag durch eine zweite, besser vorbereitete Aktion 
wieder wettzumachen, so verlockend, daß ihr nicht widerstanden 
wurde. Uber diese Vorbereitungen zur zweiten Marinerevolte äußern 
sich abermals Popp und Artelt sehr eingehend, indem sie schreiben!: 
„.. Wenn die Machthaber geglaubt hatten, durch ihr bru- 
tales Vorgehen die unabhängige Bewegung unterdrücken zu 
können, so hatten sie sich schwer verrechnet. In die entstandenen 
Lücken traten sofort neue Genossen ... Nachdem die Genossen 
den Vorstand und den Vertrauensmännerkörper wieder auf- 
gerichtet hatten, gingen sie, wenn auch mit größter Vorsicht, 
wieder an den Aufbau. Viele Kameraden der verurteilten Ma- 
trosen traten an den Vorsitzenden Genossen Strunk heran 
und dieser versorgte sie dann mit dem nötigen Material. Von 
Friedrichsort aus arbeitete der Genosse Vögeding sehr er- 
folgreich weiter. Ihre Absicht war es, beim nächsten Streik 
loszuschlagen, den Krieg durch die Revolution zu beenden und 
alle Genossen im Lande, die infolge ihrer politischen Tätigkeit 
hinter Zuchthaus= und Gefängnismauern schmachteten, zu be- 
freien. Bei den Zusammenkünften unterbreiteten die Genossen 
den Soldaten folgenden Plan, der auch die lebhgfteste Unter- 
stützung der Marinesoldaten fand. Genosse Strunk erbot sich, 
mit einem kleinen Teil der Marinesoldaten den Gouverneur zu 
verhaften. Genosse Vögeding sollte das Rathaus besetzen, 
ferner je ein Genosse die Post und den Bahnhof. Auf diese 
Weise hoffte man, Blutvergießen zu vermeiden. Soldaten ver- 
schiedener Waffengattung standen in größerer Zahl zur Ver- 
fügung 
Angesichts dieser klaren Ausführungen kann man heute erst er- 
messen, wie verheerend die von der Regierung betriebene Politik der 
Nachsicht und Duldsamkeit und der vollkommen falsche Respekt 
vor der Immunität hoch verräterischer sozialdemokratischer 
Reichstagsabgeordneter war. Auch hier muß man abermals 
1 Popp und Artelt, ebenda, S. 6.
	        
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