Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

— fichnowst v. — 
In den Märziesen!0 18 ist die Denkschrift des Fursten 
Cichnowskysowiederinliegendeerste M#ühlonbrief Gegen. 
stand von Derhandlangen im Hauptausschusse und im 
Hiemm des Reichstages gewesen. Die deutsche Orpfle 
hat auch einige Auszüge aus der Lichnoskr. Broschüre 
ebracht, der „Becliner Börsenkurier“ sogar die ganze 
Lernsschrit. Es waͤre sehr zu wünschen, daß ipe iten 
Hreisen der volle Inhalt der unewekv-bentscheit 
zur Uennmis gebrach! würde. Denn es handelt sich 
nicht so sehr darunt, Cicht in die dunkle Dorgeschichte 
Des Weltkrieges zu bringen, als vielmehr den Klräften 
ime Ureisen nachzuspc#ren, dje die Geschichte der Dölker, 
in händen haben und mit dem Cebensrecht und Lebens= 
slück don ungezählten. Millionzn, mit dem ganzen 
menschlichen Hulturaufstieg ein unverantwortllches 
Spiel weiben. Dlese regierenden und berrschenden Kreise 
fuhlen sich jetzt, am Schlusse des vierten Weltkriegs- 
jahres, noch sehr obenauf Durch den Gewallfrieden 
— 
  
im Osten und die wahrscheinlichen Schwerlentscheidungen 
hin: Westen sind alle Aussichten· auf einen gedeihlichen 
Daner friẽden geschwunden, unzahlige neue Uonflikt- 
mõglichteiten sind durch das handinhandarbeiten mili- 
#W#sscher Gewaltspolitik und beschränkter Geheim. 
diplomätie entstimden, daß die Dölker garnicht- klar 
seru, die Triebkräfte erkennen können, die aus einer 
eltkatastrophe zu einer anderen drängen. Es sei denn 
da sie in ihrer Murgsichtigkeit verharren und geduldig 
den Welthunger und das Weltelend Üper sich ergehen 
lassen wollen. Mur durch klare Erkenninis der im- 
pertalistischen Gewallen kann der Uampf.- gegen alle 
Betätigungsformen des Impetialis nius erfolgreich 
eingeleitet werden. Sine Tzilerscheinung des Imporlalis. 
mus ill aber die Geheimdiplomatie, auf deren 
in absehbarer Zeit von neuem T nle. · 
gähatpsnkzswqikmoikDeutsch-»des».sqkikx»tichx.· 
Ingkelle·Schlaglichtekwkal. 
DieErörtmzngewübekdie«VenkichkiIt»i«-Keich«3s 
tag und Oresse haben auch den früheren Thef des 
ürsten Lichnowskv, den ehemaligen Staatssekretär des 
uswärtigan, Herrn von Jagow, zu einer äffentlichen 
Rechtfertigung seiner Holitik veranlaßt.. Aber auch 
diese Rechlfertigung istim Grunde nur eine ungewollle 
Anklage gegen das AIltem der Geheimdiplomatie mit 
seinen widerstrebenden Tondenzen und ntrigen, die schließ. 
lich, dank der Meinungen und Slimmungen####n 
Herssnlichkei#en, die der öffentlichen Uoütrollt entrückt, 
sind, Talsachen erzeugen, die den Dölkern ungehsure 
Opfer an Gut und Blut anuferlegen Der SGufall 
wollte es auch, dah zu derselben * in Ser die- 
(ichnowsky. Denkschrift die öffentliche. Meinung erregte, 
ein Buch des frätren Direktors der Machrichtenab., 
teilung des deutschen Auswärligen Umte #des Geheimrats 
hamman, „Der neue Hurs“ betitell, erschien“ das 
gleichfalls einen Einblick in die giftgeschwängerle Mebel- 
welt der Geheimdiplomalie gewährt und jedem, der 
sich nicht durch diplomatische Redekünste und patriolische 
Hhrasen über die wirklichen Ursachen politischen Ge- 
schehens täuschen lätzt, dartul, daß es allerhöchste Zeit 
wird, dab die Dölker dem Zeispiel der russischen Re- 
volution folgen und der Geheimdiplomatie den 
als brechen und an ihre Stelle die weit- 
— Demm#ôkratie nach innen und außen 
eßzen. 
  
97 
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— 
  
Dem deulschen Dolke, den deutschen Arbeitern und 
Sozialisten hat die Lichnowsky. Denkschrift wertvollen 
Einblick in das Treiben der deutschen und ssterreichischen 
Kriegshetzer und Inparialisten gegeben. Mögen die 
Einzelheiten der Deukschrift recht aufmerksam gelesen 
und gründlich durchdacht werden. Dann wird aut# 
die verwirrende Friedensheuchelei, die in den letzten 
hrn die rücksichtslose Kriegs, und Eroberungs. 
olitik maskierte, in ihrer ganzen Bohlheit und Un- 
ehrlichkeit erkannt werden. Dor allem aber gilt es, 
die Cehren der Lichnowsky. Denkschrift für die ukunt 
Autzbar zu zuachen, die Massen gegen alle Escheinunge- 
farmen der imperialisischen Gefahr aufzurütteln. Sie 
misssen aus den Darlegungen -Lichnowskys ersehen, 
wie blind und vertrauensselig sie sich in die Dernichtungs- 
raserei haben hineintreiben lassen und welch surchtbares 
Ghrgeld sie dafür Fezahlt haben. Sie müssen erkennen, 
daß es gegen Geheimdiplomatze, Imperiallsmus und 
riegsgefahr nur einen helfer gibt: den internati. 
onalen Soslalismus. 
Ein zweitev Mühlon-Brief. = 
#n Jahre lol? hat herr Mäühlon einen zweiten 
Brief an den damaligen Reichskanzler v. Bethmann. 
Hollweg geschrieben. Darin heißt es: 
„Wie zahlreich und schwer auch die Irrtünier und 
Derfehlungen deulscherseits vor Zeginn des Krieges. 
gewesen sind, so hegse ich doch lunge Zeit die Hoffnung, 
daß unsere maßgebenden HOersönlichten sich allmahlich 
zu cesserer Einsicht aufschwingen würden. Weil ich 
dles hoffte, siellte ich während des Hrieges gern tmeine 
Milarbeit in Rumänien zur Verfügung uns war bereit, 
in meinem jetzigesr Aufenthalt. mitzuwirken, insofern 
irgend “ Bemöhungen einer Annäherung der 
sein#blichen Harkeien - Delten sollten. Jeder anderen 
Lätigkeit, deren Siel-nicht Hersshnung gewesen wäre, 
Land ich fern und zelgte dies gleich nach Kriegsbeginn, 
ändem ich meine Stellung als. Mitglied des Urupp'“. 
chen Direktorums aufgab „, 
Seis Anfang dieses Jahres mußte ich indessen Maalch 
Hoffnung hinscchtlich, der gegenwärtigen Leiter Deutsch. 
lands aufgeben, „Das Friedensangebot ohne Angabe 
der lriegsziele, der verschärfte Untzrseebootskrieg, die 
belgischen Vep#rtanlonen, die Derwüstungen im besetzen 
Krankreich, die Dersenkungen englischer Hospitalschiffe 
veranschaulichen ein Derfahren, das unsere verant- 
wortlichen Oersönlichkeiten durch ihre stels erneute Wie. 
derholung deraxtig disgualifiziert hat, daß diese 
Derssnlichkeiten riach meiner Ueberteygung keine Ga- 
rantie mehr-bieten können füx eins ehrlich gemeinte, 
gerechte Verständigung. Megen sie an sich vielleicht 
noch Wandlungen dutchwachen, als Derwalter der 
deutsche#i Sa#che kommen sie nicht mehr in Betracht. 
Ihnen #gegenüber ist w#itere Langmut oder Nachsicht 
nicht mehr am Hlaze,, Bevor-## sich nicht durch ander: 
esinnte Männer repräsentieren läßt, wird das deutsche 
olk-Lie schweren Dergehungen an seiner, Europas und 
der Menschheit Gegenwarl, und Gukunft wieder gulza- 
machen nicht inder Lage sein. Es ist nur gerecht, daß 
Deutschland bis zu dieser Stunde von der ganzen WMel- 
geächtet wird, wie fehlerhaft und unvollkonemen diebl 
Welt auch an und fur ich fein und bleiben mag.“ 
v 
Faksimile 24. 
Breithaupt, Volksvergiftung.
	        
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