Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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heit, durch eine entscheidende Tat die nationale Geschlossenheit des 
deutschen Volkes zu retten. Nachdem sie verpaßt war, vermochte 
nichts mehr die revolutionäre Entwicklung aufzuhalten. 
Nach diesen Erkignissen, die der Sozialdemokratie zeigten, wie 
weit bereits der revolutionäre Vergiftungsprozeß fortgeschritten war, 
hielt sie die Zeit für gekommen, auch ihrerseits sich wieder an die 
revolutionären Traditionen ihrer Vergangenheit zu erinnern, wozu ihr 
der zum 14. Oktober 1917 nach Würzburg einberufene Parteitag 
die willkommene Gelegenheit bot. 
Die Ausführungen der verschiedenen sozialdemokratischen Führer 
auf diesem Parteitag geben ein so vollkommenes Bild der politischen 
Charakterlosigkeit der Sozialdemokratie, wie es wohl selten geboten 
worden ist. Am schärfsten tritt der Gegensatz in die Erscheinung, einer- 
seits sich die revolutionären Chancen nicht aus der Hand gehen, 
andererseits die Konjunktur, die sich der Sozialdemokratie aus ihrem 
Zusammengehen mit den bürgerlichen Linksparteien bot, nicht un- 
genutzt zu lassen. 
In seiner Begrüßungsansprache im Großen Saal des Hutten- 
schen Gartens prägte Ebert den Satz: 
„Schlägt dann die Stunde, in der das Schicksal unseres 
Volkes neu geschmiedet wird, dann wird am Amboß des Neuen 
die Sozialdemokratie ihren Mann stellen.“ 
Er wußte damals so wenig wie die ganze Sozialdemokratie, daß sie 
überhaupt nicht über Männer verfügte, sondern nur über Partei- 
emporkömmlinge, die sich den ihnen gestellten Aufgaben später in 
keiner Weise gewachsen zeigten. 
In dem Bericht des Parteivorstandes auf dem ersten Verhand- 
lungstag, den Ebert hielt, finden sich verschiedene Auslassungen, 
die zweifellos von historischem Interesse sind. Eingangs erklärte 
Eberti: 
„In prinzipieller Feindschaft zum Klassencharakter des Staates 
brauchen wir doch positive Erfolge und Einfluß auf die Gesetz- 
gebung und Verwaltung, um den Arbeitern Raum im Staate 
zu verschaffen und den kapitalistischen Händen den Hebel der 
Staatsmaschine allmählich zu entwinden. 
1 „Vorwärts“, 16. Oktober 1917.
	        
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