Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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lassen. Dann greifen wir zur revolutionaͤren Taktik, stellen 
uns auf die eigenen Füße und überlassen das Schicksal der Partei 
der Revolution 4 
Offener ist noch niemals die Politik als das Glücksspiel poli- 
tischer Hasardeure gekennzeichnet worden. Wenn die Sozial- 
demokratie bei jeder Gelegenheit versucht, Ludendorff den Vorwurf 
des „Hasardeurs"“ zu machen, so sieht man an Hand dieser Worte 
Eberts, daß sie gerade die letzte ist, die dazu ein Recht hat. 
Am 24. September 1918 hielt der Reichskanzler Graf Hertling 
seine letzte Rede im Hauptausschuß des Reichstags. Sie begegnete 
eisigem Schweigen, und kennzeichnend für die Entwicklung des parla- 
mentarischen Systems in Deutschland ist wiederum die Tatsache, daß 
die erste Partei, die gegen die Politik der Regierung Front machte, 
das ultramontane Zentrum war. Es sah jetzt die Zeit erfüllt, sich 
in den Besitz der politischen Macht zu setzen und schickte als Redner 
den Abgeordneten Gröber vor, nachdem der ungeduldige Erzberger 
bereits im Mai dieses Jahres einen allerdings vergeblichen Vorstoß 
gegen den Reichskanzler versucht hatte. 
Am 28. September 1918 reiste Graf Hertling ins Große Haupt- 
quartier, und hier vollzog sich nunmehr in den folgenden Tagen 
das tragische Geschick des deutschen Volkes. 
Am 30. September unterzeichnete der Kaiser jenen denkwürdigen 
Erlaß, durch den er auf dringendsten Rat des für die Politik ver- 
antwortlichen Reichskanzlers Prinzen Marx von Baden die Ein- 
führung des parlamentarischen Regierungssystems in Deutschland 
billigte 1. In dem Erlaß hieß es: 
„daß das deutsche Volk wirksamer als bisher an der Be- 
stimmung der Geschicke des Vaterlandes mitarbeiten solle, und 
daß Männer, die vom Vertrauen des Volkes getragen sind, in 
weiterem Umfange teilnehmen an den Rechten und Pflichten 
der Regierung.“ 
Hier ist es notwendig, sofort auf die verhängnisvolle Verwechslung 
zweier Begriffe hinzuweisen, die für die ganze Entwicklung der deut- 
1 Prinz Max von Baden sagte in der Reichstagssitzung vom 5. Oktober 1918: 
„Mit dem 30. September 1918, dem Tage des Kaiserlichen Erlasses, beginnt 
eine neue Epoche in Deutschlands innerer Geschichte."“
	        
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