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zwungen wurde, von Anfang an feindlich gegenüber, dafür spricht
der Aufruf der Soztialdemokratischen Partei Deutschlands vom
30. Juli 1914 im „Vorwärts“, der mit den Worten schließt:
„Das sozialistische Proletariat lehnt jede Verantwortung für
die Ereignisse ab, die eine bis zum Aberwitz verblendete, herr-
schende Klasse heraufbeschwört. Es weiß, daß gerade ihm
neues Leben aus den Ruinen blühen wird. Alle Verant-
wortung fällt auf die Machthaber von heute.
Für sie handelt es sich um Sein oder Nichtsein! Die
Weltgeschichte ist das Weltgericht!“
Nichts charakterisiert besser die Witterung der Sozialdemokratie
für die nahende revolutionäre Konjunktur, als diese Worte. Es ist
nicht uninteressant, heute zu lesen, was Erzbergert, der spätere
ultramontane Schrittmacher der Revolution, im „Tag“ vom 28. Juli
1914 schrieb:
„Das führende Blatt der deutschen Sozialdemokratie knüpft
in der Nummer vom Sonnabend verblümte Drohungen an die
kriegerischen Möglichkeiten des Wien-Belgrader Konfliktes
Kommt es aber zu dem ernsten Gange, wie das rote Blatt an-
nimmt, dann gibt es nur einen „Willen des deutschen Volkes“,
solchen gefährlichen Treibereien im Inneren auf dem schnellsten
Wege den Garaus zu machen, und das auszuführen, was ein
kommandierender General vor einigen Jahren für solche Fälle
in kluger Weise angeordnet hat. Revolutionäre Genossen in der
Presse brauchen dann nicht um ihr Leben und ihre Gesundheit
zu fürchten, wenn man sie sicher aufbewahrt. Das Verhalten
der sozialdemokratischen Presse in diesen Tagen rechtfertigt die
Vorbereitung von Maßnahmen der Schutzhaft.
Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß der revolutionäre Ver-
giftungsprozeß des deutschen Volkes, den die Sozialdemokratie seit
ihrem Bestehen gefördert hat, mit Ausbruch des Krieges in das akute
1 Es sei hier darauf hingewiesen, daß Erzberger, der 19119 die Politik
des Grafen Brockdorff-Rantzau in Versailles sabotierte, 1914 in verschiedenen
Artikeln im „Tag“ den Nachweis führte, daß der Krieg dem deutschen Volke
aufgezwungen wurde und Kaiser Wilhelm II. alles getan hat, um den Frieden
zu erhalten.