Full text: Volksvergiftung 1914-1918.

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steins 1. Gleichzeitig tagte in Berlin eine Reichskonferenz des Spartakus- 
bundes und der Linksradikalen, die gemeinsam einen Aufruf an die 
Arbeiter erließen?, während in München Kurt Eisner die Revolution 
proklamierte. Gerade bei den Vorgängen in München zeigt sich 
wieder die ganze Verlogenheit der Sozialdemokratie. Sie hatte 
sich hier bereits vollkommen mit den Linksradikalen verbrüdert und 
selbst einen Aufruf zur Versammlung auf der Theresienwiese heraus- 
gegeben. Diese Versammlung war der äußere Anstoß zum Um- 
sturz, und auf ihr sprachen neben den Linksradikalen Eisner, Simon 
und Unterleitner die Mehrheitssozialdemokraten Auer, Gru- 
ber, Horlacher, Kemmer, Schmidt, Schiefer und Werth- 
mann. Sie gaben ihren Genossen in der Reichshauptstadt das 
nachahmenswerte Vorbild. Unmittelbar darauf vollzog sich der Um- 
sturz in Dresden und Leipzig, und in den wichtigsten Städten des 
Reichs bildeten sich Arbeiter= und Soldatenräte, welche die Gewalt 
an sich rissen. 
Am 8. November 1918 fand abermals eine Versammlung der 
revolutionären Vertrauensleute aller oppositionellen Richtungen statt. 
Der Zufall wollte es, daß Emil Barth einen falschen Versammlungs- 
ort erfuhr und daher die eigentliche Versammlung verpaßte. Er ergriff 
nun seinerseits alle Maßnahmen, um am folgenden Tage loszu- 
schlagen. Zu dieser Eile bestimmte ihn nicht zuletzt die Tatsache, daß 
inzwischen der Oberleutnant Walz, der der generalstäblerische Mit- 
arbeiter der Revolutionäre war, verhaftet worden war und man 
stündlich mit Gegenmaßnahmen der Regierung rechnen mußte. Die 
1 Die Kundgebung lautete: 
„Die Revolution ist auf dem Marsche. Was sich gestern in Kiel ereignet 
hat, wird in den nächsten Tagen weitere Kreise ziehen und den Anstoß zu einer 
Bewegung geben, die durch ganz Deutschland gehen wird. Was die Arbeiter 
und Soldaten wollen, ist nicht das Chaos, sondern die neue Ordnung, ist nicht 
die Anarchie, sondern die soztale Republik. Laßt euch darum nicht zu Unbesonnen= 
heiten fortreißen! Glaubt nicht wilden Gerüchten, stellt euch geschlossen hinter 
den Arbeiter= und Soldatenrat, folgt seinen Anordnungen und Beschlüssen, ver- 
meidet alles, was gegen unsere Bewegung und ihren idealen Schwung aus- 
genutzt werden könnte. 
Es lebe die Freiheit! 
„ Hoch die soziale Republik!“ 
2 Stehe Anhang 15.
	        
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