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.. FKriege sind heute die Folge des Kapitalismus, besonders des
äußeren Konkurrenzkampfes der kapitalistischen Staaten auf dem Welt-
markte, und des Militarismus, der ein Hauptwerkzeug der bürgerlichen
Klassenherrschaft im Innern und der wirtschaftlichen und politischen
Unterjochung der Arbeiterklasse ist. Sie werden erst vollständig auf-
hören, wenn die kapitalistische Wirtschaftsordnung beseitigt ist. Die
Arbeiterklasse, welche die Hauptlast der Kriege trägt und von deren Folgen
am schwersten getroffen wird, hat das größte Interesse an der Beseitigung
des Krieges. Das organisierte sozialistische Proletariat aller Länder ist
darum der einzige zuverlässige Bürge für den Frieden der Welt “
6. Aufruf der Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Bern:
Wos ssind eure Männer? Wo sind eure Söhne?
Seit acht Monaten stehen sie draußen im Felde. Sie sind ihrer Arbeit, ihrem
Heim entrissen: Jünglinge, die Stütze und Hoffnung ihrer Eltern, Männer in
der Blüte ihrer Jahre, Männer mit ergrauendem Haar, die Ernährer ihrer Fa-
milien. Sie alle tragen den bunten Rock, hausen in den Schützengräben, sind
kommandiert zu vernichten, was fleißige Arbeit aufgebaut hat.
Millionen ruhen bereits in den Massengräbern. Hunderttausende und aber
Hunderttausende liegen in den Lazaretten — mit zerfetzten Leibern, mit zer-
schmetterten Gliedern, mit erblindeten Augen und zerstörtem Hirn, gepackt von
Seuchen oder niedergeworfen von Erschöpfung.
Verbrannte Dörfer und Städte, zertrümmerte Brücken, vernichtete Wälder
und zerwühlte Acker sind die Spuren ihrer Taten.
Proletarier frauen !
Man hat euch gesagt, eure Männer und Söhne seien hinausgezogen, euch,
die schwachen Frauen, eure Kinder, euer Haus und euern Herd zu schützen.
Wie ist die Wirklichkeit 7
Auf den Schultern der „schwachen“ Frauen ist doppelte Last gehäuft. Schutz-
los seid ihr dem Kummer und der Not überantwortet. Eure Kinder hungern und
frieren. Das Dach über eurem Kopfe droht man euch zu nehmen. Euer Herd
ist kalt und leer.
Man hat euch geredet von der einen großen Brüder= und Schwesternschaft
zwischen hoch und niedrig, von dem Burgfrieden zwischen arm und reich. Nun,
der Burgfriede zeigt sich darin, daß der Unternehmer eure Löhne drückt, der
Händler und der gewissenlose Spekulant die Preise steigert, der Hauswirt euch
auf die Straße zu setzen droht. Der Staat hat karge Hand, die bürgerliche Wohl-
tätigkeit kocht Bettelsuppen und empfiehlt euch zu sparen.
Was ist der Zweck dieses Krieges, der euch so furcht-
bare Leiden bringt?
Man sagt: das Wohl, die Verteidigung des Vaterlandes.
Was ist das Wohl des Vaterlandes?
Sollte es nicht das Wohl vieler Millionen bedeuten, der Millionen, die der
Krieg zu Leichen, zu Krüppeln, zu Arbeitslosen und zu Bettlern, zu Witwen
und zu Waisen macht?7